Ulis Culinaria

Giresun

An den Hängen der nordost-türkischen Pontischen Alpen, dort, wo sie steil ins Schwarze Meer abfallen, liegt die alte Stadt Giresun. Die Vorfahren der inzwischen gut 120.000 Einwohner haben eine Halbinsel besiedelt, die als Horn bezeichnet wird. Manche Historiker vermuten in dem griechischen Wort kéras für Horn den Namensursprung der Stadt, die in der Antike Kerasous, lateinisch Cerasus genannt wurde.

Stadt der Haselnüsse und der

Kirschen

Da das altgriechische Wort kerásion für Kirsche allerdings ähnlich klingt, führen einige den Namen auch auf den seit Urzeiten hier verbürgten Anbau von Kirschen zurück. Neben Haselnüssen sind die kleinen roten Früchtchen noch heute ein wichtiges Erzeugnis der Region. Das Stadtwappen von Giresun zeigt, vor einem mächtigen Berggipfel, zwei Haselnuss-Hüllen, zwei Fische und eine dicke rote Kirsche. Und im Türkischen heißt die Kirsche kiraz.

Abb.: Giresun Belediye

cerasia

ciliegia

cereza

cerise

cereja

cherry

kiraz

Der altrömische Feinschmecker →Apicius empfahl für die Aufbewahrung von cerasia, sie in Honig einzulegen.

Carl von Linné, der Begründer des heute gebräuchlichen Systems botanischer und zoologischer Namensgebung, hat Mitte des 18.Jhs. die Sauerkirsche als Prunus cerasus in seine Nomenklatur eingetragen.

Welche Rolle auch immer für Linné die türkische Stadt bei der Namenswahl gespielt haben mag:

Sowohl das deutsche  Wort Kirsche (über althochdeutsch kirsa) als auch die französische Entsprechung cerise oder das englische cherry gehen auf den griechischsprachigen Ursprung zurück. Franzosen bezeichnen als cerises alle Arten von Kirschen, während Sauerkirschen wie die Schattenmorelle nach dem okzitanischen Wort agriòta (frz. aigre, sauer) griottes genannt werden (→Montmorency).

Für die zur Gruppe der Vogel-Kirschen gehörenden süßeren Kirschensorten hat Linné, nach dem lateinischen Wort avis für Vogel, den botanischen Namen Prunus avium gewählt.

Die ersten Kirschbäume sollen schon um 70 v.Chr. durch die Feldzüge des römischen Offiziers Lucius Licinius →Lucullus aus dem Vorderen Orient nach Europa gelangt sein, wo sich ihre süßsauren Früchte als lukullischer Genuss schnell Freunde machten.