Die Metzger aus der normannischen Stadt, bei der die Seine in den Ärmelkanal mündet, stellen eine ursprünglich für arme Leute gedachte Brühwurst her, den
Boudin blanc havrais,
dessen hellgelbe Masse aus Schweinefett, Ei, Brotkrume, Milch und Reismehl besteht. Den praktisch fleischlosen Würsten werden unterschiedliche Kräuter, Pilze und weitere Zutaten beigefügt.
Le Boudin blanc havrais
Man erzählt sich auch, Mönche hätten diese →Boudin-Variante für die Fastenzeit erfunden, weil sie einerseits das Fleischverbot nicht verletzen wollten, so aber immerhin etwas auf dem Teller hatten, das in Form und Konsistenz, und nach dem Braten auch farblich, einer richtigen Wurst glich. Und das Schweinefett brachte zumindest noch den entsprechenden Geschmack an die Sache.
Heutzutage ist allerdings auch Schweinefleisch in fein gecutterter Form zu einem gewissen Prozentsatz Bestandteil des Wurstbräts. Und an den Bratkartoffeln, die gerne dazu gegessen werden, darf ruhig auch etwas gewürfelter Bauchspeck sein …!
Im Übrigen ist die Speisekarte in Le Havre natürlich geprägt von all dem, was unter Küche der Normandie verstanden werden kann, von herzhaften →tripes über die üppige Verwendung von Butter und Rahm aus →Isigny bis zum Apfelbrand Calvados am Ende des Menüs. Und nicht zu vergessen all die Köstlichkeiten, die das Meer bietet. So findet man in der gastronomie havraise beispielsweise auch die Marmite dieppoise und die Sole à la dieppoise, wie sie rund 50km weiter nordöstlich in →Dieppe zubereitet werden.