Ulis Culinaria

Sulmona

liegt auf etwa 400m Höhe auf der Hochebene des Valle Peligna in der mittelitalienischen Region Abruzzo. Hier wurde am 20.März 43 v.Chr. Publius Ovidius Naso geboren, der kurz als Ovid bekannte römische Schriftsteller. Auf der zentralen Piazza XX Settembre hat man dem Verfasser der Metamorphosen ein Denkmal gesetzt.

Aber auch für zwei Kulinaria ist die heutige 24.000-Einwohner-Stadt berühmt.

Die Metamorphosen des Ovid

Confetti di Sulmona

Durch →Apicius, der kurz vor der Geburt Ovids starb, ist überliefert, dass man aus amygdala tosta, gerösteten Mandeln, in Verbindung mit Honig süße Zutaten z. B. für Saucen herstellen kann. Eine der frühesten Formen des Bonbons (→Flavigny) ist wohl eine in Honig gewälzte Nuss, Mandel oder ein Pinienkern. Schon früh hat man das auch mit den Mandeln praktiziert, die im Valle Peligna seit jeher wachsen. Der kleine Ovid selbst hat also vielleicht schon von dieser Süßigkeit genascht. Und als Autor der göttlichen Verwandlungs-Gedichte, der Methamorphosen, hätte er sicher auch Spaß gehabt an der Verwandlung der braunen Mandelkerne in leuchtend weiße oder knallbunte Bonbons.

Seit der Erfindung des Kristallzuckers wurde der Honig durch Zuckerumhüllungen ersetzt, die den großen Vorteil hatten, auszuhärten und so nicht mehr miteinander zu verkleben.

Schriftliche Quellen aus dem späten 15.Jh. zeigen, dass damals die kommerzielle Herstellung der Confetti di Sulmona begann. Das klassische confetto präsentierte sich in einfacher weißer Hülle. Aber schon früh liebte man es im Monastero di Santa Chiara in Sulmona, den Zucker zu färben und aus dem bunten Mandelkonfekt phantasievolle Blüten, ja ganze Blumengebinde zu gestalten.

In dieser Form werden die Confetti aus Sulmona, als →PAT klassifiziert, bis heute angeboten und sind eine einzigartige Spezialität. Zudem verleiht man dem Zuckermantel diverse Geschmacksnoten, von Karamell über Schokolade bis zu Kräuter- und Fruchtaromen aller Art. Neben den floralen Motiven findet man auch Bienen, Schmetterlinge, Marienkäfer und viele weitere Varianten, selbst putzige Comicfiguren wie Micky-Mouse oder l’ape Maia (Biene Maja). Und manche junge Frau lässt sich ihren Brautstrauß aus den süßen, nicht welkenden Konfetti-Blumen binden. Im ehemaligen Gebäude eines Herstellers, der mittlerweile vor den Toren der Stadt eine industrielle Produktion aufgebaut hat, ist das →museo dei confetti eingerichtet, in dem man die gesamte Motivwelt sowie die Geschichte der confetti di Sulmona erleben kann.

Schon lange reicht die regionale Mandelernte nicht mehr aus. Deshalb wird der größte Teil der bunten Bonbons heute aus den renommierten sizilianischen Mandeln hergestellt, vor allem aus der ihrerseits als PAT anerkannten mandorla pizzuta diAvola. Diese zeichnet sich durch kräftige Süße aus und durch besonders flache, längliche Kerne, aus denen sich die Blüten gut bilden lassen.

Auch die bunten Papierschnipsel, die man als Konfetti bei fröhlich-festlichen Anlässen regnen lässt, haben in den Mandelbonbons ihren namentlichen Ursprung. Z.B. bei Festumzügen wie an Fasnacht werden zum Vergnügen von alten und jungen Kindern noch heute gerne auch Süßigkeiten von den Wagen in die Menge geworfen.

Aber:

Die bunten Papier-Konfetti heißen im Italienischen coriandoli! Denn ähnlich wie Reis- oder →Anis-Körner waren früher auch Koriander-Samen beliebte Fruchtbarkeitssymbole, die man z.B. bei Hochzeiten über das junge Brautpaar warf.

Aglio rosso di Sulmona

Hier gedeiht seit Jahrhunderten eine Sorte des Allium sativum, des Knoblauchs, die unter der Bezeichnung Aglio rosso di Sulmona auf der italienischen →PAT-Liste steht. Den Namen verdankt die lokale Varietät den weinrot schimmernden Zehen, die sich unter der weißen Außenschale verbergen. Ein relativ hoher Allicingehalt macht den Knoblauch zu einer kräftigen Speisewürze, der zudem etliche positive Auswirkungen auf die Gesundheit nachgesagt werden. Meistens werden die Knollen zu langen trecce geknüpft, zu Zöpfen, in denen sie hängend äußerlich antrocknen und sich dann sehr lange halten.