In dem Städtchen auf dem Absatz des italienischen Stiefels wird, wie in der gesamten Region Puglia, eine regionale Form des carnevale gefeiert. Entsprechend der wörtlichen Ableitung vom lateinischen carne levare (das Fleisch wegnehmen) hält man sich kulinarisch etwas zurück. Einen gewissen Ausgleich können da hinsichtlich Nährwert und Genussfreude die
Mandorle ricce di Francavilla Fontana
bieten. Einfach gesagt sind es gebrannte und mit Zucker ummantelte Mandeln und stellen somit eine der ältesten Formen des Bonbons dar (→Flavigny, Sulmona).
Aber in Francavilla nimmt man nur Mandelkerne der allerbesten Güte 1° grado, z.B. die aus dem nicht weit entfernten →Toritto. Und dann werden sie nach dem Rösten nicht einfach in Zuckerlösung getaucht. In großen Kesseln wird Kristallzucker erhitzt, die mandorle kommen hinzu und werden unablässig geschwenkt, bis sich der Zucker als zerfurchte (it. riccio), noppige Schicht auf den Mandeln festsetzt. Auch der Igel heißt auf italienisch riccio. Bis die weiße zackige Zuckerkruste die gewünschte Dicke hat, vergehen mehrere Stunden, weshalb die Schüssel heute oft maschinell bewegt wird. Gegen Ende der Prozedur kommen noch Zitronensaft und mit Vanille aromatisiertes Wasser in den Kessel, was den inzwischen leicht karamellisierten Mandelbonbons zusätzlich Geschmack und eine fein glänzende Oberfläche verleiht.
In Apulien gilt der letzte Donnerstag vor dem mercoledì delle ceneri (Aschermittwoch) als giovedi degli uomini, an dem die Männer (it. uomini) von den Frauen (it. donne) mit Mandorle ricce beschenkt werden. Bei uns triumphieren an diesem Tag, der Weiberfasnacht, die Frauen über die Männer.
Die findet in Süditalien am Donnerstag nach Aschermittwoch statt, dem giovedi delle donne.
An welchem der närrischen Tage auch immer: die knusprigen Mandeln schmecken auf jeden Fall besser als abgeschnittene Krawatten …
Der Brauch, Mandeln oder Nüsse mit Zucker zu konfieren und als Konfekt an Festen wie z.B. Karneval an Kinder und andere Schleckermäuler zu verteilen, hat sich in der weltweit mit den närrischen Tagen verbundenen Tradition fortgesetzt, Süßigkeiten von den Umzugswagen zu werfen.
Und da inzwischen meistens die eigentlichen confetti durch bunte Papierschnipsel ersetzt werden, behält man die Bezeichnung Konfetti einfach bei. (→Sulmona)
Der Ortsname weist mit Fontana (Quelle, Brunnen) auf einen gewissen Wasserreichtum im ansonsten recht dürren Süden Italiens hin. Eine Inschrift an der Basilica des Heiligen Rosarius lädt deshalb ein:
Dürstende, kommt zum Wasser!