Ulis Culinaria

Wolfgang Amadeus Mozart

1756 Salzburg, †1791 Wien

Auf Schritt und Tritt wird man beim Spaziergang durch den historischen Kern von Salzburg zu beiden Seiten der Salzach an den mit Abstand berühmtesten Sohn der österreichischen Stadt erinnert: Sein Geburtshaus, ein überlebensgroßes Standbild auf dem nach ihm benannten Platz, und kein Souvenirgeschäft ohne mehr oder – meist – weniger geschmackvolles Andenkensortiment. Und vielleicht ist der Gast ja auch am Flughafen von Salzburg angekommen, den man ebenfalls nach ihm benannt hat. Unbestritten ist Wolfgang Amadeus Mozart eines der größten Musikgenies aller Zeiten. Auf den Spielplänen der größten Opernhäuser der Welt standen seine Werke öfter als die jedes anderen Komponisten der Musikgeschichte.

Die

Mozartkugel

Häufig redet man, wenn Salzburg gemeint ist, schlicht von der Mozartstadt. So häufig, dass man sich fragt, warum man die Stadt nicht längst offiziell umgetauft hat. Verdient hätte es das Wolferl, wie er liebevoll genannt wurde, ja schon. Denn was er in seinem nur 35 Jahre dauernden Leben für die Menschheit geleistet hat, ist ungleich wertvoller als der Beitrag so mancher Kriegsherren, Eroberer, Politiker oder sonstiger Personen, nach denen Städte oder ganze Länder benannt wurden.

Und weil Mozarts Leben und künstlerisches Wirken bereits in unzähligen Büchern bis ins kleinste Detail erkundet wurden, kann hier auf jegliche biografische oder musikhistorische Ausführung gut verzichtet werden.

Mozartstadt

Musik, so süß und luftig-leicht wie ein Soufflé

Kulinarisch steht →Salzburg für ein zartes Soufflé, das zwar nicht Mozarts Namen trägt, aber in seiner Süße und Luftigkeit ganz hervorragend zu seiner Musik passt: Die Salzburger Nockerln. Das überbackene Dessert aus etwas Mehl, Eigelb und Vanillezucker, schaumig aufgerührt mit steifem Eischnee, hat nicht ganz den Bekanntheitsgrad von Mozart erreicht, obwohl es schon im 17.Jh. erfunden worden sein soll. 

Aber es ist längst ein international beliebter Genuss geworden. Die goldbraun gebackenen Eischneegipfel, zart überschneit mit Puderzucker und garniert mit farbenfrohen Früchten, dazu eine heitere Musik vom Wolferl – ein Ohren-, Augen- und schließlich auch ein Gaumenschmaus!

Aber natürlich gibt es auch eine Salzburger Süßigkeit, die namentlich dem Musiker gewidmet ist:

1884 gründete der Konditor Paul Fürst in der Brodgasse 13, nur wenige Schritte von Mozarts Elternhaus entfernt, einen eigenen Betrieb. In der öffentlichen Anzeige seiner Neueröffnung kündigte er sein Bestreben an, … 

gestützt auf seine vieljährigen Erfahrungen in den renommirtesten Conditoreien von Wien, Pest, Paris, Nizza u.s.w. … stets das Beste und Neueste zu bieten.

1890, also ein Jahr vor dem 100. Todestag Mozarts, erfand Paul Fürst eine Praline aus Pistazienmarzipan, Nougat und Kuvertüre, die sich schon äußerlich von ihren Artgenossen unterschied. Denn sie hatte die Form einer perfekten Kugel.

Und das ist in der Confiserie nichts Selbstverständliches!

Denn normalerweise bildet die flüssige Kuvertüre bzw. Schokolade beim Überziehen der kleinen Süßigkeiten einen Sockel, wenn sie auf einer ebenen Fläche oder auf dem Abtropgitter langsam erstarrt. Auch wenn die Innenseiten von Pralinenförmchen mit geschmolzener Süße ausgegossen und dann mit cremigen, festen oder flüssigen Köstlichkeiten gefüllt werden, entsteht beim Verschließen des Bodens immer eine mehr oder weniger flache Standfläche.

© Café Konditorei Fürst, Salzburg

Das Geheimnis der süßen Kugel

© Café Konditorei Fürst, Salzburg

Um nun stattdessen eine perfekte Kugel zu erhalten, formte Fürst zunächst um einen Kern aus Pistazienmarzipan eine Schale aus Nougat. Die Kugel steckte er auf ein Holzstäbchen, tunkte sie in Kuvertüre und ließ diese auf dem umgedrehten Spießchen fest werden. Nach dem Entfernen des Stäbchens verschloss er das kleine Loch mit Kuvertüre und verpackte die Praline in Silberstanniol.

Später wurde die silberne Hülle mit dem blau gedruckten Portrait des Salzburger Musikgenies geschmückt.

Anfänglich nannte er die Leckerei

Mozartbonbon

und gewann damit 1905 auf einer Fachmesse in Paris eine Goldmedaille.

© Café Konditorei Fürst, Salzburg
© Café Konditorei Fürst, Salzburg

Der Ur-Urenkel von Paul Fürst betreibt noch heute Konditoreien in Salzburg und stellt in riesigen Mengen, aber nach wie vor in der aufwändigen Handarbeit die

Original Mozartkugel Salzburg

her. Obwohl es in Österreich, in der Schweiz, in Deutschland und anderswo Nachahmer gibt, hat sich die Konditorei Fürst das Recht erkämpft, als einziger Produzent die Praline unter diesem Namen anzubieten. Deshalb ist nur hier das Mozartportrait von dem entsprechenden Schriftzug umrahmt. 

© Café Konditorei Fürst, Salzburg

Die originalen Mozartkugeln findet man allerdings nicht im allgemeinen Süßwarenhandel, sondern ausschließlich in den vier Salzburger Konditoreien namens Fürst und im hauseigenen Internet-Angebot.

Und wenn man beim Einkauf Bargeld auf den Tisch legt, tauscht man unter Umständen Mozart gegen Mozart. Denn die Rückseite der österreichischen 1-€-Münze zeigt ebenfalls ein Portrait des Meisters.

Aus Anlass seines 300. Geburtstags im Jahr 1985 wurde das ebenso berühmte Musikgenie Johann Sebastian Bach auch in Österreich gebührend gewürdigt. Immerhin hatten sich Mozart und andere Komponisten der sog. Wiener Klassik von Bachs Œuvre immer wieder beeindruckt gezeigt. Zu dem Jubiläum schuf die Konditorei Fürst den Bachwürfel. Für diese Praline wird ebenfalls Marzipan in Kuvertüre gehüllt, aber begleitet von zweierlei Trüffel mit Nuss- bzw. Mokka-Geschmack.

© Café Konditorei Fürst, Salzburg