Ulis Culinaria

Jacques

unbekannt

Eine bunte Mischung aus klein gewürfelten Früchten oder, in herzhafter Version, Gemüsesorten, nennt man im Küchenfranzösischen macédoine. Die Bezeichnung wurde irgendwann gegen Ende des 19.Jh. abgeleitet von dem bunten Völkergemisch des Balkan, zu dem auch Mazedonien zählt, französisch gleichlautend Macédoine. Als Dessert stellt eine Macédoine oder Mazedonia also einen bunten Obstsalat dar.

Coupe Jacques

Neben einheimischem Obst wie Apfel, Birne, Pfirsich und diversen Beeren kommen natürlich inzwischen auch Ananas, Kiwi, Mango, Banane und andere Exoten in Frage, je nach Marktangebot. Nur auf Konserven sollte man unbedingt verzichten. Bei größeren Früchten wie z.B. Melone werden statt der Würfelchen auch gerne mit dem Parisienne-Ausstecher kleine Kugeln ausgestochen.

Foto Bistro Mon Chéri

Ein solches fruchtiges Allerlei darf einige Stunden in Kirschwasser oder im Kirschlikör Maraschino baden und bildet dann die typische Zutat für einen sommerlichen Eisbecher, der als Coupe Jacques zubereitet wird. In einen gläsernen Dessert-Kelch (frz. coupe) kommt als Grundlage eine dicke Kugel Erdbeer-Sahne-Eis und darauf eine Lage der Früchtemischung, dann eine Kugel Zitronen-Sahne-Eis. Die restliche Marinade wird darübergeträufelt und eventuell bildet eine schön gespritzte Sahnehaube den Abschluss. Auf alle Fälle kommt als rot leuchtendes I-Tüpfelchen eine Maraschino-Kirsche drauf.

Von einem Eisbecher Tutti Frutti unterscheidet sich der Jacques also im Wesentlichen durch die alkoholische Komponente.

Es ist nicht mehr nachvollziehbar, wer den beschwipsten Früchte-Eis-Becher wann und wo kreiert hat und vor allem, nach wem er getauft wurde. War es tatsächlich ein Franzose, oder ein deutscher Jakob, ein englischer Jack oder doch ein Giacomo aus Italien, dem Mutterland der gelateria? Der biblische →Jakobus macht als Namensgeber sicherlich keinen rechten Sinn. Man findet die Komposition jedenfalls international unter der französischsprachigen Namensform. Selbst in den USA gilt sie als beliebter sundae, wie man im Englischen besondere Speiseeis-Schleckereien nennt, die man sich traditionell nur am sunday genehmigte. Gelegentlich liest man, in die Staaten ausgewanderte Italiener hätten die Variante in Zeiten der Prohibition für den getarnten Alkoholgenuss erfunden.

Der Gastronomie-Fachhandel bietet spezielle, kurzstielige Gläser in Form eines Blütenkelches als Coupe Jacques an.

Der liebenswürdige Bankier und Feinschmecker Thomas Lieven aus dem kulinarischen Agentenroman Es muß nicht immer Kaviar sein von Johannes Mario Simmel beginnt seine unfreiwillige geheimdienstliche Karriere beim französischen Deuxième Bureau 1939 mit einem feinen Menü in einem Pariser Restaurant. Nach Krebsschwanzsuppe, warmen Lachsbrötchen und Lendenschnitten wird ihm, einem französischen Oberst und einer attraktiven Spionin zum Dessert eine Coupe Jacques serviert.