Ulis Culinaria

Wépion

Darselect, Elsanta und Lambada:

Diese drei (von weltweit rund 1000!) Erdbeersorten werden als Fraises de Wépion auf den Feldern und in Gewächshäusern der belgischen Gemeinde, einem Stadtteil von Namur, geerntet.

Fraises de Wépion

Dabei ist Lambada die aromatischste Sorte. Doch wegen höherer Erträge und besserer Resistenz gegen Schädlinge bildet Darselect den größten Teil des Anbaus. Die köstlichen Früchte von Lambada sind außerdem sehr empfindlich und vertragen keine langen Reisen, weshalb man sie normalerweise nur in der Gastronomie und auf den Märkten in Namur und der näheren Umgebung findet. Es gibt einzelne Küchenchefs, die sie sich kurzfristig durch Boten auch über weitere Entfernungen liefern lassen, was der Gast nach dem exquisiten Genuss natürlich an der Rechnung merkt.

la criée

Vor allem in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen hat sich Wépion zu einem Erdbeerschwerpunkt entwickelt, die feinen Früchtchen wurden überregional berühmt. Um 1960 wurde ein eigenes Gebäude für die Versteigerung der Ernte errichtet, nun waren die hiesigen Erbeeren endgültig mit dem Namen Wépions verbunden. Bei der hier praktizierten Auktionsmethode verständigen sich Verkäufer und Käufer mit lauten Zurufen, weshalb man das akustische Spektakel in der frankophonen Wallonie vente à la criée nennt. Cri heißt auf Französisch Schrei bzw. Ruf, vente bedeutet Verkauf.

Bei dieser sog. Rückwärtsauktion (auch holländische Auktion) läuft eine große Uhr, die anstatt der Zeit den Preis der gerade anstehenden Charge als ständig kleiner werdende Zahl anzeigt. Wer also während des sinkenden Preises als Erster mit einem lauten cri die horloge anhält, bekommt den Zuschlag zu dem dann angezeigten Betrag. Die Prozedur läuft, zumindest für den uneingeweihten Besucher, rasant ab, sodass die Erdbeeren jeden Abend innerhab kürzester Zeit tonnenweise den Besitzer wechseln. Inzwischen wird das Auktionsgebäude selbst criée genannt, und auf dem Wochenmarkt genauso wie im Großhandel (z.B. in →Rungis) sieht man die Erdbeerkörbchen häufig mit Schildchen, auf denen Criée de Wépion steht.

Die leicht verderblichen Erdbeeren kommen direkt am Tag der Ernte in die criée. Im Mai werden noch Treibhauskulturen geerntet, ab Juni beginnt dann die Freiland-Saison, die sich bis Oktober zieht.

Die Erdbeerbauern von Wépion haben sich im Groupement des Fraisiéristes Wallons selbst Qualitätsstandards gesetzt, die Bezeichnung Fraises de Wépion genießt allerdings (noch) keinerlei Namensschutz.

Theaterfreunde verbinden mit criée das Théatre National de Marseille. Das wird allgemein nur La Criée genannt, da es seit 1981 im Gebäude der früheren Fischversteigerung am Vieux Port in Marseille residiert.

Das passt ja nicht schlecht:

Auch auf Theaterbühnen finden hin und wieder Schreiereien statt, die sich für Außenstehende doch ziemlich seltsam anhören …