Ulis Culinaria

Torriglia

Rund 15km nordöstlich von Genua, im bergigen Hinterland auf fast 800m Höhe über dem Meer, liegt das Örtchen Torriglia. Historische Bedeutung hat es erlangt als Sitz diverser Regionalfürsten, die ein eindrucksvolles castello hinterlassen haben, und als Ort von wichtigen Schlachten während der napoleonischen Kriege anfangs des 19.Jhs.

Heute gehört das Dorf zum Naherholungsgebiet für Menschen, die der sommerlichen Hitze im Großraum von Genua entfliehen wollen.

Canestrelletti di Torriglia

In kulinarischer Hinsicht sticht Torriglia mit einem Eintrag in der Liste der italienischen →PAT-Spezialitäten hervor. Als Prodotto agroalimentare tradizionale (traditionelles landwirtschaftliches Lebensmittelprodukt) werden die

Canestrelletti di Torriglia

gewürdigt.

In ganz Norditalien liebt man →canestrelli, Kleingebäck aus Mürbeteig, das in etwa unseren Plätzchen entspricht. Canestrello ist die Verkleinerungsform von canestro für Korb. Und, zumindest sprachlich, verkleinert man hier die Körbchen nochmal zu kleinen Körbchen. Aber eben nur sprachlich, denn die blütenförmigen Kringel, die man hier aus dem Mürbeteig aussticht, sind immerhin mindestens 10cm groß. Außer Butter, Eiern und Zucker kommt nichts anderes zum Mehl, höchstens etwas Vanillearoma oder ein Hauch von abgeriebener Zitronenschale. Aber nach dem Backen werden sie noch kräftig mit Puderzucker bestäubt.

In den bergigen Regionen der südlichen Alpenausläufer waren das weisse Mehl vom Weizen sowie kristalliner Zucker einst kulinarische Kostbarkeiten.

Für Brot, →Focaccia und anderes Alltagsgebäck nahm man eher gemahlene Kichererbsen, Buchweizen oder Kastanien. Deshalb waren auch die norwestitalienischen Canestrelli/etti eine feine Süßigkeit, die man sich nur zu besonderen Festtagen gönnte. Man erzählt sich – ohne historische Belege! – die silbrig bepuderten Kringel-Blüten hätten mancherorts gar als Münzgeld gedient …