Ulis Culinaria

Soissons

Das kleine Städtchen mit der großen gotischen Kathedrale in der Picardie (Region Hauts-de-France) darf sich mit Recht als première capitale de la France bezeichnen. Der merowingische König Chlodwig, der als Begründer des Frankenreiches gilt, machte Soissons von 486 bis 497 zu seinem Sitz, bevor er den Thron nach Paris verlagerte.

Haricots blancs de Soissons

Kulinarisch bietet Soissons Feinschmeckern gleich zweierlei Varianten von Bohnen:

Zum Einen

die Haricots blancs de Soissons, schneeweiße, nierenförmige Bohnen der Art Phaseolus vulgaris. Seit dem Mittelalter wurden im Département Aisne, nördlich an die Champagne angrenzend, Bohnenpflanzen zwischen den Reben in den Weinbergen angepflanzt. Der systematische Bohnenanbau soll entstanden sein, als die Menschen einst vor der Pest aus der Stadt flohen und in der Hast unterwegs einige von den mitgenommenen Bohnen verloren. Bei ihrer Rückkehr fanden sie die ausgetriebenen Pflanzen vor, deren Früchte ihnen als stärkende Nahrung beim Neuaufbau der Stadt halfen.

Zum Zweiten

stellen einige confisiers der Stadt nierenförmige Schokoladenbonbons her, die sie ebenfalls unter der Bezeichnung Haricots de Soissons anbieten. Die meisten kommen mit einer weißen Zuckerhülle ihrem pflanzlichen Vorbild sehr nahe und werden, wie diese, in Klarsichtbeuteln oder im Glas verkauft. Manchmal sind sie auch in hübsch bedruckten Stoffsäckchen verpackt wie besonders edle Ausgaben der Gemüsebohnen.

Von jeder Variante ein Säckchen:

ein witziges kulinarisches Mitbringsel!

Soissoulais

Slow Food hat die weißen Bohnen aus Soissons, die überwiegend getrocknet in den Handel kommen, in die Liste Arca del gusto auifgenommen. Sie eigenen sich für alle denkbaren warmen und kalten Zubereitungen, als Püree, in Suppen oder als Beilage zu Fisch und Fleisch sowie in Salatmischungen. Im Soissonnais, wie das Land um die Stadt genannt wird, ist ein dem südfranzösischen →cassoulet ähnliches Bohnengericht beliebt, das in Restaurants manchmal wortspielerisch als Soissoulais auf der Speisekarte steht.