Ulis Culinaria

Worms

Wohl im 12. Jh. entstand die Nibelungensage, jene mythische Erzählung von Macht und Niederlage, von Liebe und Hass , von Ehre und Schmach in der Gesellschaft des frühen Mittelalters.

Alljährlich wird das Spiel auf der Bühne vor dem Wormser Dom neu in Szene gesetzt. 

Nibelungen-Spiele

und

Backfisch

Seit jeher gehörten im Rhein gefangene Fische verschiedenster Arten zur Alltags-Speisekarte der Rheinbevölkerung. Häufig wurden kleinere Exemplare im Ganzen, größere als Filet in Bierteig getunkt oder paniert, um sie dank der schützenden Hülle behutsam in heißem Fett zu knusprigem Backfisch werden zu lassen.

E.E.F.Z.Z.W.

Eine Ehrsame Fischer Zunft Zu Worms

Die Wormser Fischerzunft wurde bereits 1106 gegründet und ist eine der ältesten Fischervereinigungen Deutschlands.

Damit ist sie sogar älter als der berühmte romanische Dom St. Peter, zu dem erst um 1130 der Grundstein gelegt wurde.

Das Wormser Backfisch-Fest

Die Gasse mit dem Namen Fischerweide (im Volksmund Fischerwääd) weist bis heute das alte Wohngebiet der Rheinfischer aus. Die letzten Berufsfischer warfen allerdings in den 1930er Jahren ihre Netze vor Worms aus, bevor das Wasser durch flussaufwärtsgelegene Industriebetriebe, Chemieeinsatz in der Landwirtschaft und ungeklärte Abwässer so verseucht wurde, dass fast keine Fische mehr darin schwammen und die wenigen übriggebliebenen ungenießbar waren. Trotz (oder gerade wegen) des aussterbenden Gewerbes wurde 1933 das Wormser Backfischfest ins Leben gerufen. Dort gab es an verschiedenen Ständen auf der Kisselswiese am Rhein auch gebratenen Fisch, der aber nun nicht mehr aus dem Rhein stammte, sondern importiert werden musste. Zeitweise standen Bratwurst und Fleischkäse kulinarisch im Vordergrund. Manche behaupten, das Fest habe seinen Namen sowieso weniger vom essbaren Backfisch als von der gleichlautenden scherzhaften Bezeichnung für junge Mädchen.

Das Getränkeangebot auf dem Fest wird natürlich durch die ausgedehnten Weinberge um Worms und die Brauereien in der Rheinebene bestimmt. Zum Beginn der Festwoche am letzten August-Sonntag überreicht der Wormser Oberbürgermeister symbolisch den Stadtschlüssel an den Borjemäschder (Bürgermeister) vun de Fischerwääd und erhält als Ausgleich für den Verlust der Regentschaft eine opulente Fischplatte. Ein Höhepunkt ist das Fischerstechen im alten Floßhafen. Ähnliche Formen dieses unterhaltsamen Wassersports, bei dem die Kontrahenten versuchen, ihre Gegner mit langen Stangen vom Boot zu stoßen, finden in vielen weiteren Fischereiorten in Deutschland und anderen Ländern statt (→Sète).

von oben nach unten:

Aal, Hecht, Lachs, Neunauge

Sauberer Rhein

Die fortschreitende ökologische Pflege des Rheins lässt hoffen, dass dort bald wieder Fische gefangen werden, aus denen in der Nibelungenstadt Wormser Backfische werden. Man zählt rund 60 zurückgekehrte Fischarten, darunter auch Wanderfische wie der Lachs, die dank Fischtreppen die Rheinschleusen passieren und zum Laichen bis in die Nebenflüsse des Oberrheins gelangen können.

Hier steh' ich ...!

Ob Martin Luther, als er sich 1521 vor der weltlichen und der kirchlichen Obrigkeit auf dem Reichstag zu Worms für seine Gedanken zur Freiheit eines Christenmenschen mit dem berühmt gewordenen Satz Hier steh‘ ich, ich kann nicht anders! rechtfertigte, also ob er da Zeit und Muße für den entspannten Genuss eines gebackenen Fischs fand, ist nicht überliefert. Aber neben der Bedeutung als Domstadt bleibt Worms seitdem untrennbar mit der Kirchenspaltung durch das Aufkommen des Protestantismus verbunden.