In den letzten Jahrzehnten hat der manchmal als Urform des Weizens bezeichnete Emmer eine Renaissance erlebt. Das Getreide (Triticum dicoccum) ist zwar anbau- und verarbeitungstechnisch schwierig, aber bei manchen Allergien als Weizenersatz geeignet.
In der vorrömischen Antike und bis ins Mittelalter war das urtümliche Korn eines der häufigsten auch in Mittelitalien. Im 19./20.Jh. war es durch modernere, wirtschaftlich besser nutzbare Arten wie Weizen (Triticum aestivum) fast vollständig aus der Landwirtschaft verdrängt worden.
Aber auf den Feldern um das Dorf in den Bergen der mittelitalienischen Region Umbria war der Emmer nie ausgestorben.
Bei Monteleone fanden Archäologen als Grabbeigabe einen zweirädrigen Streitwagen aus der Etruskerzeit im 6.Jh.v.Chr. Die bronzene Frontplatte der außerordentlich gut erhaltenen Biga di Monteleone ist mit einer Darstellung des griechischen Helden Achilles geschmückt. Das Original des Wagens befindet sich als Prunkstück etruskischer Kunst im Metropolitan Museum of Art in New York – zum Ärger der Monteleoner, die den Fund natürlich da haben wollen, wo man ihn entdeckt hat, als Teil ihrer eigenen Geschichte.
Immerhin fand man in dem etruskischen Grab auch Samen des Triticum dicoccum, die den Beweis für die jahrtausendealte Emmer-Tradition in der Region lieferten.
Diese geschichtsträchtige lokale Varietät wird hier wieder verstärkt angebaut und als →PAT sowie, seit 2010, mit der →DOP Farro di Monteleone di Spoleto vermarktet. Jährlich werden seine kulturelle und die kulinarische Bedeutung mit der Sagra del Farro am 18. August gefeiert.
Neben dem Mehl für allerlei Backwaren sind Emmerkörner, geschrotet oder als Graupen, fester Bestandteil der lokalen Minestrone-Variante von Monteleone, einer minestra al farro.
Beliebt ist auch die polenta alla Valnerina. Der Maisgrieß der klassischen norditalienischen Polenta wird hier durch Emmermehl ersetzt, serviert wird mit einem kräftigen sugo aus Tomaten und →Salsiccia-Würsten.
Monteleone gehört zum Tal der Nera (italienisch Valnerina), denn der Ort liegt am Corno, einem der größeren Zuflüsse der Nera auf ihrem Weg zur Adria.
Der namensgebende Löwe (it. leone) trägt im Ortswappen von Löwenberg zwei Schlüssel in den Pranken. Auf dem DOP-Etikett des farro hat man die Schlüssel durch zwei große Emmer-Ähren ersetzt. Das DOP-Gebiet ist auf die Ländereien von Monteleone und einer Handvoll Nachbargemeinden beschränkt, die alle auf einem Hochplateau 700m über dem Meer liegen. Ammoniten und andere hier zu findende Versteinerungen von Meerestieren zeichnen die Böden als viele Millionen Jahre altes Kalksediment aus.
Hieran und an das raue Klima mit langen und frostreichen Wintern hat sich der Farro di Monteleone di Spoleto hervorragend angepasst.
In italienisch-deutschen Wörterbüchern wird farro häufig mit Dinkel übersetzt. Der Begriff wird in Italien jedoch für drei Arten von Triticum-Pflanzen verwendet. Das Einkorn (Triticum monococcum) nennt man farro piccolo. Der Emmer, auch als Zweikorn bezeichnet (Triticum dicoccum), heißt italienisch farro medio oder umgangssprachlich einfach farro. Den Dinkel (Triticum aestivum subsp. spelta), in manchen deutschen Regionen auch Spelz genannt, kennen Italiener als farro grande oder spelta.
Ein anderes wichtiges italienisches Farro-Anbaugebiet liegt in den ebenfalls rauen Bergen der Garfagnana in der toskanischen Provinz Lucca. Dort wird das Zweikorn unter dem Schutz der →IGP Farro della Garfagnana vermarktet.