Ulis Culinaria

Dro

Wenige Kilometer nördlich des Lago di Garda in der norditalienischen Region Trentino-Alto Adige wird die

Susina di Dro

kultiviert, seit 2012 mit →DOP. Die grellblaue, festfleischige Pflaume eignet sich gut als Tafelobst, wird aber auch gerne in Backwerk oder zu Mus verarbeitet. Auch in getrockneter Form ist sie, allerdings ohne DOP, zu haben (→Agen). Der Anbau der Pflaumen im besonderen, von starken Temperaturschwankungen geprägten Klima im Tal des Gardasee-Zuflusses Sarca ist seit dem 13.Jh. bezeugt. Die nur hier vorkommende Varietät von Prunus domestica, die sich seitdem herausgebildet hat, wird Prugna (Nera) di Dro genannt. Die Begriffe prugna und susina stehen im Italienischen synonym für die Pflaume, entsprechend wird der Baum mal als prugno, mal als susino bezeichnet.

Susina di Dro

Um das Jahr 1980 befiel ein Virus die hiesigen prugni/susini, die deshalb nach und nach durch den Anbau anderer Obstsorten (Äpfel, Tafeltrauben u.a.) ersetzt wurden. Erst auf Initiative von naturbegeisterten Städtern aus Trento wurde aus den wenigen übriggebliebenen Bäumen wieder ein rentabler Anbau der einmaligen Früchte entwickelt und durch ein effektives Marketing gefördert.

Hiermit haben sich die Trienter Bürger quasi für einen Dienst bedankt, den ihnen die Pflaumenbauern aus Dro 1966 erwiesen hatten: Damals zerstörte Wasser nach einem heftigen Unwetter unzählige historische Schriften und Dokumente der Stadtbibliothek von Trient. Die wenigen noch auffindbaren Schätze aus Pergament, Leder und Papier konnten vor dem endgültigen Zerfall in Trockenanlagen gerettet werden, die für die Herstellung von Dörrpflaumen in Dro erbaut worden waren.

Obwohl es keine offizielle Landessprache ist wie im nördlich angrenzenden Südtirol, ist Deutsch auch im Trentino noch lebendig. Ab und zu hört man deshalb den Namen der Ortschaft Dro als Drau.