Ulis Culinaria

Sotira

Im äußersten Südosten der Inselrepublik Zypern liegen eine Handvoll kleine Gemeinden, die wegen der rötlichen Erde ihrer Äcker bzw. wegen des rosa schimmernden Steins, aus dem die Häuser und Kirchen gebaut sind, Kokkinohoria genannt werden, rote Dörfer. Eines von ihnen ist Sotira, dessen Bauern die Eignung ihres wasserspeichernden roten Bodens für den Anbau von Taro erkannt haben.

Kokkinohoria - Zyperns rote Dörfer

Diese wasser- und wärmeliebende Pflanze aus der Familie der Aronstabgewächse wird weltweit vor allem in Gebieten mit tropischem Klima angebaut. Malaysia gilt als Ursprungsland der systematischen Nutzung des Taro, die dort bereits seit rund 7000 Jahren betrieben wird. In Sotira sorgt das wärmespeichernde Wasser des nahen Mittelmeeres für die notwendigen milden, vor allem auch im Winter frostfreien Bedingungen. Der Taro gelangte wahrscheinlich im ersten vorchristlichen Jahrhundert über Ägypten in den mediterranen Bereich, wo er schnell heimisch wurde. Allerdings spielt der hiesige Anbau im Weltmaßstab eine sehr untergeordnete Rolle.

Kolokasi Sotira

Der Name Taro stammt aus dem polynesischen Sprachraum. Entsprechend dem botanischen Namen Colocasia esculenta, übersetzbar als essbare Wasserblume, heißen Taro im Griechischen Kolokasi. In der älteren deutschsprachigen Fachliteratur findet man noch die Bezeichnung Kolokasie. Die Bedeutung als kohlehydratreiches Grundnahrungsmittel zeigt der Name Wasserbrotpflanze. Genutzt werden vor allem die Rhizome, die Wurzelknollen. In Südostasien werden auch die Blätter und Stängel als Gemüse genutzt, während sie ansonsten meist an Vieh verfüttert, also vom Menschen erst indirekt verzehrt werden.

Die griechisch-zyprischen Tarobauern bieten ihre Ernte als Kolokasi Sotira/Kolokasi-Poulles Sotira an. Mit Kolokasi sind die spindelförmigen, also in der Mitte dicken und an den Enden spitz zulaufenden, bis 30cm langen unterirdischen Hauptknollen gemeint, die auf Griechisch Mappa genannt werden. Die zweite Bezeichnung Poulles gilt für die kleineren Nebenknollen, die bis an die Erdoberfläche wachsen und nur am oberen Ende spitz sind. Die türkischsprachigen Insel-Bewohner kennen das Taro-Gemüse als gölevez.

Die besondere Qualität des Taro aus Sotira und drei Kokkinohoria-Nachbarn, wo Anbau- und Verarbeitungsmethoden im Laufe der Zeit stets optimiert wurden, wird seit 2016 durch ein →g.U.-Siegel namentlich geschützt.

Taro frites

Die relativ geruchs- und geschmachsneutralen Wurzelknollen des Taro werden wie Kartoffeln und andere Wurzelgemüse als Sättigungsbeilage gekocht oder getrocknet und zu Mehl verarbeitet. Das Fleisch der Taroknollen ist hellbeige bis gelb und im Anschnitt aufgrund des enthaltenen Calciumoxalats sehr feucht. Wegen dieses gesundheitlich bedenklichen Stoffes muss Taro vor dem Genuss erhitzt werden, was meist durch Kochen oder Grillen geschieht. Beliebt sind auch Chips, wozu die Taro in Stäbchen oder dünne Scheiben geschnitten und fritiert werden wie Pommes frites.