Ulis Culinaria

Shanghai

Die ostchinesische Stadt ist bekannt als Standort des weltweit größten Industriehafens, aber kulinarisch vor allem für die vielfältige und teils äußerst raffinierte Verarbeitung von Fisch und Meeresfrüchten. Die 22-Millionen-Einwohner-Metropole ist auf Festland und mehrere Inseln im Mündungstrichter des Jangtsekiang verteilt. Ein Wanderer zwischen den Salz- und Süßwasserwelten ist Eriocheir sinensis, die Chinesische Wollhandkrabbe.

The Shanghai mitten crab

Ihren Namen verdankt die Art dem haarartigen Bewuchs der zu mächtigen Scheren ausgebildeten vorderen Gliedmaßen. Engländer hat dies offensichtlich an mitten erinnert, an Box- oder Fausthandschuhe, weshalb die Krustentiere auf dem internationalen Markt als Shanghai mitten crab zu finden sind.

Wahrscheinlich wurden Larven der Tiere, die im Salzwasser heranwachsen, im Hafen von Schanghai beim Befüllen der Ballasttanks als blinde Passagiere an Bord von Handelsschiffen gepumpt und landeten so im frühen 20.Jh. auch in europäischen und amerikanischen Gewässern.

Eriocheir sinensis, lebend ...
... und gegart
In der EU setzte man den Neozoon auf die Liste unerwünschter, neu eingewanderter Arten. Allerdings halten sich die negativen Auswirkungen auf heimische Ökosysteme entgegen mancher Befürchtungen in erträglichem Rahmen. Lediglich durch Köderdiebstahl an Angelhaken und in Aalreusen sowie durch Zerschneiden von Angelschnüren und Fischernetzen mit ihren kräftigen Scheren ärgern sie so manchen Fischer. Dagegen haben Fischhandel und Gastronomie den kulinarischen Wert der Tiere erkannt. Inzwischen gibt es in einigen Ländern bereits Aquakulturen, in denen die Wollhandkrabben für den Lebensmittelhandel gezüchtet werden.

Shanghai-Crabs

In Ostasien gehören diese Krebse seit jeher zum maritimen Speisezettel. Als Klassiker gelten z.B. die Shanghai-Crabs, ein Meeresfrüchtegericht, in dem sie meistens mit vielen anderen Krustentieren verarbeitet werden. Der Name bedeutet also eher Krebse à la Shanghai, als dass damit explizit eine Beschränkung auf die Shanghai mitten crabs gemeint wäre. 

Die langen Gliedmaßen werden eng an den handtellergroßen Körper geschnürt. Diese handlichen Päckchen kommen in den typisch asiatischen Dämpfaufsatz aus Bambus, worin sie über einem würzigen Sud mit verschiedenen Gemüsen (Karotten, Frühlingszwiebeln, Paprika u.a.) und Früchten (wie Mango oder Ananas) sowie reichlich Knoblauch sanft garziehen. Manche Restaurants verwenden kleinere Dampfgeräte, in die jeweils gerade eine ausgewachsene Krabbe als Einzelportion passt (im Hintergrundbild zu sehen).