Ulis Culinaria

Menton

Das Städtchen am Übergang von der französischen Côte d’Azur zur italienischen Riviera Ligure trägt den Beinamen Perle von Frankreich. Dies bezieht sich sicher auf das schmucke Bild, das die in rot-orange-farbenem Spektrum leuchtenden Häuserfassaden an der Strandpromenade bieten. Aber ebenso auf das milde Klima mit dauernden Sonnenscheinrekorden, das auch zum prächtigen Gedeihen der Citrons de Menton (→IGP seit 2015) beiträgt.

Citrons de Menton

Adam und Eva sollen bei ihrer Vertreibung aus dem Garten Eden ein paar Zitronen mitgenommen haben. Auf der Suche nach einem für die sauren goldenen Früchtchen geeigneten Ort fiel dann die Wahl auf Menton als Ersatz für das verlorene Paradies.

Nachweislich hat der Anbau von Zitronen hier im 15.Jh. gewerbsmäßige Formen angenommen. Bis in den Norden Europas wurde das Or de Menton exportiert. In zahlreichen Schriften wird vom betörenden Duft der Bäume berichtet, die im bergigen Hinterland der Küste regelrechte Zitronenwälder bilden.

Die hier angebauten Sorten der Art Citrus limon heißen Adamo, Cerza, Eureka, Santa Teresa und Menton. Ihre recht dicke Schale bewahrt auch bei längerer Lagerung den Saft in der Frucht. Außerdem ist sie sehr reich an ätherischen Ölen, was aus ihr geschnittene Zesten zu einer intensiven Speisewürze macht. Sie aromatisiert Wein, Essig und Olivenöl und dient als Grundstoff für die Destillation zu alkoholischen Getränken wie dem in sprachlicher Anlehnung an die italienischen Nachbarn so genannten Limoncello de Menton. Die duftigen Substanzen aus der Schale und den Blüten werden auch bei der Herstellung von Parfüm, Seife und anderen kosmetischen Produkten genutzt.

Die Confiture à l’ancienne de citron à la mentonnaise stellt als Souvenir eine wahrlich kulinarische Alternative zu dem sonst üblichen kitschigen Nippes dar. Sie ist durchaus vergleichbar mit der typisch britischen orange marmalade aus Bitterorangen (→Dundee).

Stolz führt Menton einen Zitronenbaum im Ortswappen. Die sauren Früchtchen werden jedes Jahr im Februar mit der Fête du Citron geehrt, deren Höhepunkt ein Wagen-Corso mit riesigen Skulpturen aus hunderttausenden von Zitronen und anderen Zitrusfrüchten bildet. 2013 feierte man die 80. Ausgabe des Carnaval de Menton, wie das Spektakel auch genannt wird. Zu diesem Anlass errichtete man unter dem Jules-Verne-Motto Le Tour du Monde en 80 Jours einen Park mit Sehenswürdigkeiten aus aller Welt – natürlich nachgebaut aus citrons mentonnais.

Auf Speisekarten werden Ragouts (vor allem Kalb und Geflügel), die mit Tomaten, Oliven und eben Zitronen zubereitet werden, à la mentonnaise feilgeboten.