Ulis Culinaria

Benicarló

Vermutlich seit dem 13.Jh. werden in der spanischen Region Valencia um das katalanische Weinbau- und Fischereistädtchen Benicarló alcachofas, Artischocken (Cynara cardunculus, ssp. scolymus), angebaut. Durch Aufzeichnungen eines Botanikers namens Cabanilles ist dies zumindest seit dem 18.Jh. verbürgt. Und eine Artischockenpflanze, genauer eine Kardone (oder Cardy, →Nizza Monferrato), ist im Stadtwappen abgebildet.

Seit 2003 trägt das als Alcachofa oder wahlweise katalanisch Carxofa de Benicarló gehandelte Edelgemüse eine →DOP. Hierzu müssen die noch ungeöffneten, kräftig grünen und kompakten Distelblüten aus dem Gebiet von Benicarló oder drei Nachbarorten in der Provinz Castellón stammen und einer der beiden Güteklassen Extra oder Primera zugeordnet sein, also von makelloser Beschaffenheit. Über die Einstufung und die Einhaltung weiterer DOP-Kriterien wacht das →Consejo Regulador, in dem sich die Bauern zusammengeschlossen haben, um den Namensschutz für ihre Produkte zu regeln. Der Anbau der hellgrünen Artischockensorte Blanca de Tudela erfolgt auf etwa 670ha in der Küstenebene Baix Maestrat. Das DOP-Gebiet ist begrenzt auf rund 300ha Ländereien der vier Ortschaften Benicarló, Càlig, Peñíscola und Vinaròs. 

Carxofa de Benicarló

Das milde Mittelmeerklima und die fruchtbaren Böden des Maestrat-Beckens bieten den Disteln offensichtlich beste Bedingungen. Bei der Ernte werden vom Oktober bis in den Juni täglich die Blütenköpfe sorgsam ausgewählt und von Hand abgeschnitten. Als typisches Erkennungsmerkmal der hiesigen Artischocken gilt das hoyuelo, das Grübchen an der Spitze der Blüte.

Jährlich findet im Januar die Fiesta de la Alcachofa statt. Höhepunkte des Festes sind ein Wettbewerb, bei dem Profiköche die gesamte kulinarische Vielfalt der Artischocken präsentieren, sowie die torrada popular, bei der die Blüten auf großen Metallgittern über der Glut von Dutzenden Grillwannen, die auf den Plätzen der Stadt stehen, mit Olivenöl beträufelt und geröstet werden. Wenn man dann die harten äußeren Blätter entfernt, strömt einem der aromatische, leicht herbe Duft des Fruchtfleisches an den Blattansätzen und im Boden der Blüten appetitlich in die Nase. Die Blätter im Herz sind so zart, dass sie im Ganzen genossen werden können. Natürlich werden die Alcachofas auch im Reisgericht paella verarbeitet, für das →Valencia die Urheberschaft beansprucht. 

Die Nähe des Meeres ermöglicht außerdem viele phantasievolle Kombinationen mit frischem Fisch und Meeresfrüchten. Und ein feiner iberischer Berg-Schinken, ein jamón serrano, ist bestimmt auch nicht weit. Ein guter Wein wird in der Gegend unter der Bezeichnung Vino Carlón sowieso gekeltert.

Wenn man das Fest im Januar verpasst, hat man in den anschließenden Wochen noch ausreichend Gelegenheit, die kulinarischen Möglichkeiten der Artischocken von Benicarló zu erkunden, denn während der Jornades Gastronòmiques (gastronomische Tage) überbieten sich die Restaurants in der Zubereitung des Distelgemüses.