Ulis Culinaria

Lady Emma Hamilton

*1765 Ness, †1815 Calais

Der britische Premierminister Winston Churchill erzählte begeistert, er habe sich den Film ganze 83 Mal angesehen! Er war zwar als begeisterter Cineast bekannt, aber jener Streifen mit dem Titel That Hamilton Woman, der 1941 Kinopremiere hatte, gefiel ihm wohl besonders auch wegen der gerade sehr brisanten Lage seines Landes. Denn das befand sich mitten im Krieg mit Nazi-Deutschland, das den Zweiten Weltkrieg vom Zaun gebrochen hatte. Und England war vor allem mit seiner Kriegsmarine bemüht, den Siegeszug des Deutschen Reiches zu stoppen. Eine bedeutende Seemacht war England schon seit Jahrhunderten, aber gerade jetzt waren Vorbilder gefragt, die den britischen Marinesoldaten moralischen Rückhalt geben konnten.

... diese Frau Hamilton ...!

Der ungarisch-britische Regisseur und Produzent Alexander Korda hatte zwar – sex sells! – eine der schillerndsten Frauen der jüngeren europäischen Geschichte zur Titelfigur gemacht, aber Lady Emma Hamilton diente in dem Film eigentlich vor allem als Vorwand, einen der berühmtesten Seehelden des British Empire in’s rechte Licht zu rücken: Spätestens mit seinem Sieg über die französisch-spanische Flotte bei Trafalgar im Jahr 1805 hatte sich →Horatio Nelson den Status eines Unsterblichen erworben. Wer hätte also ein besseres Beispiel für marinen Heldenmut abgeben können! Die deutschen Filmverleiher stellten mit dem Titel Lord Nelsons letzte Geliebte eher die Liebesgeschichte zwischen der Lady und dem Admiral in den Vordergrund. Der englische Originaltitel ist allerdings doppeldeutig. Diese Frau Hamilton oder, etwas reißerischer übersetzt, Dieses Weib Hamilton kann ja sowohl Bewunderung als auch Verachtung ausdrücken. Und das entspricht genau den widersprüchlichen Reaktionen, die jene Frauengestalt zu Lebzeiten auslöste.

G.Romney, Emma Lyon, 1785

Bei ihrer Geburt in dem nordwestenglischen Dörfchen Ness ließ ihr Vater, der Hufschmied Henry Lyon, als Taufnamen Amy Lyon eintragen. Im Lauf der Zeit wurde aus Amy Emily und irgendwann Emma. Der Vater starb kurz nach ihrer Geburt, die ersten zehn, zwölf Jahre verbrachte Emma mit Ihrer Mutter bei den Großeltern in ziemlich bescheidenen Verhältnissen. Es folgte der Umzug nach London, wo Emma eine Anstellung als Hausmädchen bei einem Komponisten fand, der ein eigenes Musiktheater betrieb. Dort erhielt sie Gesangs- und Schauspielunterricht, ohne jedoch etwa mit Bühnenengagements Geld zu verdienen. Vage Quellen lassen vermuten, dass sie in jenen Jahren begann, ihre Schönheit in der Prostitution als Verdienstmöglichkeit zu entdecken. Und eine schöne junge Frau war sie ganz offensichtlich. Der Maler George Romney, den sie damals kennenlernte, erkor Emma zu einem seiner Lieblingsmodelle und schuf im Lauf der kommenden Jahre eine stattliche Anzahl an Emma-Portraits wie das hier abgebildete von 1785.

Einen ersten Schritt aus der Prostitution ermöglichte die Liaison mit einem wohlhabenden Jüngling, der sie allerdings verließ, als sie von ihm schwanger geworden war. Die 1782 geborene Tochter, Little Emma genannt, gab sie in die Obhut ihrer Großmutter.

Im Haus ihres früheren Liebhabers hatte sie den jungen Adligen Charles Greville kennengelernt, der Emma und ihre Mutter bei sich aufnahm. Während die Mutter den Haushalt führte, wurde Emma zu Grevilles Geliebter. Da dieser wegen der Verbindung zu der früheren Hure um sein adliges Ansehen fürchtete, verwendete Emma ein Pseudonym.

Aber immerhin hatte sie nun einen Status erreicht, den man seinerzeit in Frankreich als courtisane oder demi-mondaine bezeichnete (→Antigny) und der sie, wenn auch noch auf bescheidenem Niveau, von der gewöhnlichen, meist elenden Prostitution abhob. Greville vermittelte ihr Grundkenntnisse, die sie mangels Schulbesuchs bisher versäumt hatte. Frühe Briefe zeigen, dass sie kaum des Schreibens mächtig war.

Obwohl er sich zumindest anfänglich auch finanziell um den Unterhalt von Klein Emma kümmerte, überwog doch irgendwann Grevilles Angst um seinen guten Ruf, und er suchte einen Weg, Emma loszuwerden.

Da kam der Besuch eines reichen Onkels im Jahr 1783 gerade recht. Sir William Hamilton, ein Bruder seiner Mutter, war seit fast 20 Jahren Botschafter der britischen Krone im süditalienischen Königreich von Neapel. Und sein Neffe schlug ihm, der auf Anhieb von Emmas Schönheit beeindruckt war, einen speziellen Handel vor: Wenn Hamilton ihm sein stattliches Erbe verspräche, würde er Emma dazu überreden, mit ihm nach Neapel zu gehen. Und der damals bereits 53-jährige Onkel ließ sich auf den Deal ein. Emma liebte Greville offensichtlich aufrichtig, als sie aber merkte, dass diesem seine Reputation wichtiger war, willigte sie schließlich ein. 1786 brach sie, in Begleitung ihrer Mutter, mit Hamilton in Richtung Italien auf.

Während der ersten Zeit in Neapel versuchte Emma noch einige Male, per Brief Kontakt mit Greville aufzunehmen, der aber stellte sich tot.

Also gab sie allmählich dem immer gentleman-like zurückhaltenden, aber doch offensichtlichen Begehren von Sir Hamilton nach. Dieser hatte ihr von Anfang an Zugang zu klassischer kultureller Bildung ermöglicht, die sie gierig aufsaugte. Hamilton finanzierte Emma eine professionelle Schauspiel- und Gesangsausbildung und vermittelte ihr Fremdsprachenkenntnisse sowie Einblicke in allerlei Künste. Das nutzte sie zu eigener künstlerischer Kreativität, indem sie als tableau vivant (lebendes Gemälde) verschiedenste antik-klassische, historische oder religiöse Motive in entsprechenden Posen und Kostümen darstellte. Gut hundert Jahre später machte eine gewisse Clara de →Chimay diese Kunstform als poses in Paris erneut populär. Aber anders als de Chimay, die meist in sehr aufreizenden Kostümen auftrat, vermied Emma jeglichen erotischen Touch. Die attitudes präsentierte sie des öfteren bei internationalen Empfängen in der britischen Botschaft, und Emmas Ruf als Künstlerin verbreitete sich in ganz Europa. Neben ihrem alten Bekannten Romney machten auch andere bedeutende europäische Künstler die Darstellungen Emmas zum Motiv ihrer Gemälde.

Der deutsche Dichterfürst Goethe vermerkt in den Aufzeichnungen zu seiner Italienreise unter Caserta, den 16.März 1787, dass  der Ritter Hamilton … Gefallen in einer … Engländerin von etwa zwanzig Jahren … gefunden habe und beschreibt diese als sehr schön und wohlgeformt. Die Attitüden nennt Goethe eine Abwechslung von Stellungen, Gebärden, Mienen etc., die er wortreich und schwärmerisch lobt als etwas, was so viele tausend Künstler gerne geleistet hätten …

Vigée-Lebrun, Emma Hamilton in der Attitude einer Bacchantin, 1791

Diese Popularität verschaffte Emma, nachdem man sie zunächst nur in der Rolle der Geliebten Hamiltons, als Mätresse wahrgenommen hatte, nun auch Anerkennung in den adligen Kreisen. Irgendwann entwickelte sich eine langanhaltende Freundschaft zur Österreicherin Maria Karolina, die als Ehefrau von König Ferdinand III. den Titel der Königin von Neapel-Sizilien trug.

1791 heiratete Sir Hamilton die 35 Jahre jüngere Emma, aber nicht, ohne sich vorher das Einverständnis des englischen Königs George III. eingeholt zu haben. Deshalb fand die Hochzeit auch in London statt. Und aus Amy Lyon wurde Lady Emma Hamilton.

Das Königreich Neapel-Sizilien fühlte sich, wie zahlreiche andere europäische Monarchien, von dem seit 1789 aus Frankreich überschwappenden revolutionären Geist bedroht. Maria Karolina war durch die Hinrichtung ihrer Schwester Marie-Antoinette, der Gemahlin des französischen Königs Louis XVI, persönlich betroffen und erbitterte Feindin Frankreichs. Deshalb stieß bei ihr die Bitte Englands um Unterstützung bei der Bekämpfung der Franzosen im Königreich Neapel-Sizilien auf offene Ohren. Als Überbringer der Bitte hatte der englische König 1793 den noch ziemlich unbekannten Kapitän Horatio →Nelson nach Neapel geschickt. 

Und da Lady Emma inzwischen zu einer engen Vertrauten von Königin Maria Karolina geworden war, nahm sie am offiziellen Empfang Nelsons bei Hofe teil. Nelson soll schon bei diesem ersten Treffen sehr von Emma angetan gewesen sein, es blieb aber noch bei höflicher Distanz – immerhin war er verheiratet, wenn auch nicht sehr glücklich.

Es sollte fast fünf Jahre bis zur zweiten Begegnung von Lady Hamilton und Horatio Nelson dauern.

Die Beziehungen zwischen den im Mittelmeer rivalisierenden Mächten war immer komplizierter geworden. Als Nelson, inzwischen zum Admiral ernannt, zur Vorbereitung des Ägyptenfeldzugs auf Sizilien Proviant für seine Flotte laden wollte, wurde ihm dies nicht zuletzt durch die Einmischung Emmas möglich, die das neapolitanisch-sizilianische Königspaar entsprechend beeinflusste. Nelson ließ später verlauten, sein historischer Sieg in der Seeschlacht vor der ägyptischen Hafenstadt Abukir sei letztlich nur mit der diplomatischen Hilfe von Lady Hamilton gelungen. Nach der Schlacht legten Nelsons Schiffe im Hafen von Neapel eine Ruhepause ein, während der sich Lady Hamilton intensiv um die Pflege des verwundeten Nelson kümmerte. Ob bereits da die Liebe zwischen den beiden entbrannte, ist nicht so ganz klar, aber zumindest wurde schon kräftig getratscht. Nachdem ein Jahr später die Franzosen kurzfristig Neapel besetzten, konnten das Königspaar und die Hamiltons auf einem von Nelson befehligten Schiff nach Sizilien fliehen. 

Und spätestens dort begann die Liebesgeschichte, die in ganz Europa Aufsehen erregte und die auch der deutsche Titel des eingangs erwähnten Films aufgreift.

Der inzwischen alt und kränklich gewordene Sir William musste sich in sein Schicksal fügen und tat dies, wie es sich für einen Gentleman ziemt, durch stillschweigendes Tolerieren. Aber sowohl bei politischen Freunden als auch Gegnern machte sich Lady Hamilton unbeliebt. Man warf ihr beispielsweise vor, den inzwischen zum Ritter geschlagenen Lord Nelson zur Verweigerung von Befehlen der höchsten Admiralität verführt zu haben, nur, damit dieser bei ihm bleiben könne. Zudem sind sich bis heute die Historiker nicht einig, welche politischen Ziele sie in jener Zeit verfolgte, sie lavierte offensichtlich auf recht undurchsichtige Weise im Spiel der Kräfte. Um 1800 wurden fast zeitgleich der Botschafter Hamilton und Admiral Nelson nach London zurückberufen. Ersterer aus Altersgründen, der Zweite, um ihn wieder etwas mehr unter die Kontrolle der britischen Regierung zu bekommen. Also reisten alle gemeinsam in die Heimat zurück. Auch Karolina war mit von der Partie.

Im Spätjahr 1801 brachte Emma eine Tochter zur Welt, die Horatia getauft wurde. Der Name glich einem öffentlichen Bekenntnis ihrer Liebesbeziehung zu Horatio Nelson, was in der Öffentlichkeit zu ausführlichem Gerede Anlass gab. Besonders brisant war die Situation, weil Emma und Nelson in einer für die britisch-puritanischen Verhältnisse skandalösen Dreiecksbeziehung mit Sir William in dessen Haus lebten. Dazu kam erschwerend, dass die betrogene Ehefrau Nelsons ebenfalls in London wohnte. Also genügend Stoff für die voyeuristische Regenbogenpresse und für zahlreiche hämische Karikaturen!

Das alles kratzte aber wenig am Volksheldenstatus Nelsons, den er sich weiter als siegreicher Flottenadmiral erwarb. Wegen seiner marinen Kriegszüge war Emma nun oft lange Zeit auf brieflichen Kontakt zu Nelson beschränkt. Sie kompensierte ihren Kummer mit einem luxuriösen Lebensstil, der aber ihre und Nelsons Finanzen überforderte. Sir William, der 1803 verstorben war, hatte ihr nur eine spärliche Rente hinterlassen, und die britische Regierung war nicht gewillt, der Lebedame für ihre diplomatische Hilfe in Neapel den gebührenden Dank in Form finanzieller Unterstützung zu erweisen. In jenen Jahren, so wird vermutet, kam ein zweites Kind von Emma und Horatio zur Welt, das Mädchen starb aber wohl kurz nach der Geburt.

Im Jahr 1805 wurde Nelson erneut als Oberkommandierender der britischen Flotte ins Mittelmeer geschickt, um den Eroberungsplänen von Napoléon Bonaparte Einhalt zu gebieten. Das Ende der napoleonischen Ära leitete Horatio Nelson schließlich in der Seeschlacht am Kap Trafalgar an der Südspitze der iberischen Halbinsel ein. Seine Flotte besiegte die mit den Spaniern verbündeten Franzosen vernichtend. Nelson selbst erlitt dabei allerdings eine schwere Schussverletzung, an der er am 31. Oktober 1805 verstarb. Die Verachtung Emmas durch die britische Regierung setzte sich fort, indem man sie nicht einmal an Lord Nelsons ehrenvollem Staatsbegräbnis teilnehmen ließ. Selbst der erklärte Wunsch Nelsons, Großbritannien möge seine Geliebte und die gemeinsame Tochter mit einer staatlichen Rente angemessen versorgen, wurde ignoriert. Schon in den Jahren zuvor hatte Emma immer kräftiger dem Alkohol zugesprochen, was ihr Körper mit zunehmenden Krankheiten quittierte. Ihr letztes Hab und Gut musste sie zu Gunsten von Gläubigern der Zwangsversteigerung opfern. Trotz einiger Hilfen, die sie von den letzten verbliebenen Freunden erhielt, landete sie wegen unbezahlter Schulden im Gefängnis, konnte aber 1814 mit ihrer Tochter Horatia nach Calais fliehen. In Frankreich hatte man nach dem Niedergang Napoléons, selbst aus dem Land verbannt, Emmas früheres antifranzösisches Engagement längst vergessen. 

Als sie am 15. Januar 1815 starb, begleiteten sie lediglich ein Priester und Horatia, das bescheidene Begräbnis fand kaum öffentliche Notiz. Und selbst die eigene Tochter verleugnete danach aus Scham ihre Mutter.

Wahrscheinlich würde sich heute kaum noch jemand an Lady Emma Hamilton erinnern, wenn sie nicht immer wieder als Geliebte des britischen Seehelden erwähnt worden wäre. In etlichen Museen und Privatsammlungen finden sich noch ihre Gemälde-Portraits. Literaten haben die aufsehenerregende, ja mitunter skandalöse Beziehung mit Nelson in Romanen und Theaterstücken verarbeitet, Komponisten in Operetten. Der französische Schriftsteller Alexandre →Dumas hat das Leben des Liebespaares in dem biografischen Roman Lady Hamilton: Memoiren einer Favoritin dargestellt. Im frühen 20.Jh. boten erst Stumm- und dann Tonfilm ein neues, breitenwirksames Medium. Bei vielen dieser Werke wurde die historische Genauigkeit natürlich der künstlerischen Freiheit geopfert, sei es im Sinne der romantischen Liebe, sei es zur Beförderung patriotischer Gesinnung. In dem erwähnten Lieblingsfilm Churchills wird Lady Hamilton von der britischen Oscar-Preisträgerin Vivien Leigh verkörpert, deren ebenfalls Oscar-gekrönter Ehemann Laurence Olivier stellt Nelson dar.

Und als sich irgendwann – vielleicht nach einem Kinobesuch? – ein unbekannter Koch inspiriert fühlte, ein Gericht nach der Geliebten des Seefahrers zu benennen, musste es natürlich ein Fischgericht sein. Dafür wählte er einen Fisch, der in all jenen Gewässern heimisch ist, in denen auch Admiral Nelson mit seinen Kriegsschiffen unterwegs war: In der Nordsee, im Ostatlantik von den britischen Inseln bis Westafrika und im Mittelmeer. Für die Seezunge Lady Hamilton nahm er also den Plattfisch mit dem zoologischen Namen Solea solea, einen der feinsten maritimen Fleischlieferanten unserer Breiten. Sowohl bei den Briten als auch bei den einst verfeindeten Franzosen heißt die Seezunge, mit leicht unterschiedlicher Aussprache, sole. Sein festes, weißes Fleisch eignet sich sowohl zum Braten als auch zum Dünsten oder zum sanften Pochieren. Gerne werden die ausgelösten und gehäuteten Filets verwendet, für die Sole à la Lady Hamilton aber sollte man die Seezunge besser im Ganzen belassen.

Seezunge Lady Hamilton

Denn nach dem Ausnehmen wird sie mit zuvor leicht blanchiertem Blattspinat gefüllt. Außerdem kommen, um den maritimen Geschmack zu verstärken und um dem mageren Seezungenfleisch etwas Fett mitzugeben, dünne Streifchen von Seelachs in den Bauch des Fisches. Naturgemäß sind die vier Filets eines Plattfisches sehr dünn, was ein Aufschneiden und Befüllen recht schwierig macht – auch wenn es immer wieder so angegeben wird. Wie es nun der unbekannte Erfinder des Gerichtes gemacht hat, ist nicht klar. In manchen Rezepten wird die gefüllte Seezunge zart in Butter gebraten, in anderen wird sie sanft in Weißwein →pochiert. Andere Kochbücher empfehlen, die Filets mit dem blanchierten Spinat zu belegen und zu kleinen Rouladen aufzurollen. Wie auch immer: Das zarte Seezungenfleisch sollte noch glasig bleiben, denn jeder Fisch wird, Fett hin oder her, trocken und faserig, wenn man ihn durchgart.

filetierte Seezunge

Spinat ist auch wichtiger Bestandteil der Sauce, mit der der Fisch serviert wird. Das Blattgemüse wird mit Estragon und anderen Kräutern püriert und unter eine Sauce Hollandaise gerührt. Diese Variante der holländischen Sauce heißt in der Küchensprache sauce vénitienne, venezianische Sauce.

Fisch und Spinat

Vielleicht war das Gericht ja als Reminiszenz an die Jahre gedacht, die Lady Hamilton in Italien verbracht hat. Denn zwar nicht in Neapel, aber in der venezianischen Küche ist Spinat ein sehr beliebtes Gemüse. Ohne die persönliche Widmung hätte die Seezunge Lady Hamilton also durchaus auch als sogliola alla veneziana in die klassische Küche eingehen können.

Im Jahr 1952 entdeckte man in einer von Deutschen gegründeten Siedlung auf der Südinsel Neuseelands eine wohl zufällig entstandene Apfelsorte mit leuchtend rot-gelber Schale und festem, säuerlich-aromatischem Fruchtfleisch. In der Gegend um Braeburn begann man mit dem kommerziellen Anbau des Zufallssämlings, und als Braeburn wurde er nach und nach auch auf europäischen Märkten bekannt. Besonders in der Backstube ist die Hybrid-Sorte beliebt, da das feste, nicht allzu saftige Fruchtfleisch auch größere Hitze verträgt, ohne zu Brei zu werden.

Botaniker machten als wahrscheinliche Eltern des Braeburn die Sorten Granny Smith und Lady Hamilton aus. Während Granny Smith nach wie vor im Obstgeschäft gut vertreten ist, spielt Lady Hamilton praktisch keine eigenständige Rolle mehr. Und obwohl Lord Nelson natürlich auch in dem von Briten gegründeten Neuseeland Ansehen genoss, ist ein besonderer Grund für die Namensgebung nach seiner Geliebten nicht mehr nachvollziehbar.

Apfel Lady Hamilton