Ulis Culinaria

Znojmo

Schon im Mittelalter wurden in der wasserreichen Tallandschaft der Thaya um Znaim (so der deutsche Name der heute tschechischen Stadt an der südlichen Grenze zu Österreich) Gurken angebaut und durch Einlegen in Essig genieß- und haltbar gemacht.

Znojmo ist unter Wein-freunden seit jeher ein bekannter Name, der Wein für die Essigproduktion war also reichlich verfügbar.

Unter anderem galten Essiggurken wegen der antibakteriellen Wirkung der Essigsäure als Heilmittel gegen die Pest, weshalb Kaiser Karl V. eine Intensivierung des hiesigen Gurkenanbaus anordnete.

Einen Höhepunkt erlebten die Znojemské okurky, zu deutsch Znaimer Gurken, in der zweiten Hälfte des 19.Jhs. Das tschechische okurky wurde im um-gangssprachlichen Deutsch zu Umurken verballhornt.

Znojemské

okurky

Znaimer Gurken

Zum einen mussten Weinbauern wegen eines Rebenschädlings ihre Produktion umstellen und zum anderen vereinfachten Maschineneinsatz und moderne Transportmitttel Verarbeitung und Vermarktung der Früchte von Cucumis sativus. Dazu kam, dass man Konservierung und Transport in relativ anfälligen Holzfässern durch das Einmachen in sterilen, luftdichten Gläsern ersetzte. Teilweise werden die Gurken direkt mit diversen Würzzutaten in Weinessig eingelegt, teilweise durchlaufen sie zuvor noch eine Milchsäurevergärung, was ihre Bekömmlichkeit erhöhen und den Geschmack verfeinern soll. Je nach Verarbeitung – jeder Betrieb, jede Familie hat natürlich eigene Rezepturen ‒ bezeichnet man sie als Essig-, Salz- oder Gewürzgurken.

Die Znaimer Gurken wurden zur Existenzgrundlage für Tausende Familien in und um Znojmo. Als Exportgut wurden sie in ganz Europa bekannt und erreichten sogar, mit den Auswandererwellen, die USA. Nach der Gründung der Tschechoslowakei Anfang des 20.Jhs. setzte allerdings eine Flaute ein, die vor allem dem damals verhängten Exportverbot geschuldet war und die bis vor wenigen Jahrzehnten anhielt. Während der nationalsozialistischen Herrschaft mussten vor allem jüdische Familien, die einen beträchtlichen Teil der gurkenverarbeitenden Betriebe stellten, auswandern. Manche von ihnen gründeten im Exil neue Firmen, in denen sie Essiggurken unter Verwendung des Namens Znaim produzierten.

Dafür fehlten in Znojmo selbst nun die ursprünglichen Anbaukenntnisse und Verarbeitungsrezepte für die Znaimer Gurken. Der letzte größere Znaimer Gurken-Betrieb ging 2003 in Insolvenz. Eine daraufhin gegründete Genossenschaft versucht, die Tradition wiederzubeleben, wenn auch die heute angebauten Gurkensorten mit den ursprünglich verwendeten, inzwischen als ausgestorben geltenden, nicht mehr viel gemein haben.

Trotz allem hat sich der Brauch erhalten, verschiedene Gerichte wie Gulasch, Braten, Eintöpfe usw. als Znaimer Gulasch … zu bezeichnen, wenn dabei Essiggurken verwendet werden. Oder man bereitet die Sauce mit kleingeschnittenen Gurken zu und macht sie so zur Znojmer Sauce.

Um Znojmo herum befinden sich übrigens ausgedehnte Fischteiche, die zum Gebiet des →g.U.-Karpfens aus →Pohorelice gehören.

Und auch zu den diversen Zubereitungen der Fische passen die Znaimer Gurken sehr gut!