Ulis Culinaria

Whitstable

An der Nordküste der südwestenglischen Halbinsel Kent wird die Whitstable Oyster aus der Nordsee geholt. Archäologen haben festgestellt, dass schon zu Römerzeiten ostrea edulis an den Stränden gesammelt wurden. Entsprechende Hinweise hat man in den Ruinen einer römischen villa gefunden, die im Zentrum des Hafenstädtchens ausgegraben wurden.

Whitstable Oyster

1574 erhielt Whitstable das Royal Patent zur Anlage von Austernbänken, weshalb man bis heute von der Royal Native Oyster spricht. 1793, also kurz nach der Revolution der französischen Nachbarn jenseits des Ärmelkanals, wurde die Company of Free Fishers and Dredgers of Whitstable gegründet, ein Zusammenschluss von Fischern und Schleppnetzfischern, die sich von royaler Bevormundung befreit hatten, und die hiesige Austernzucht erlebte eine Blütezeit.

Die Anbindung von Whitstable an das neue Eisenbahnnetz erlaubte den schnellen Transport der Edelmuscheln über größere Entfernungen. Handelsbücher aus der Mitte des 19.Jhs. weisen die jährliche Lieferung von bis zu 80 Millionen Austern an den Billingsgate Fish Market in →London aus, damals der weltweit größte Umschlagplatz für marine Lebensmittel.

Die beiden Weltkriege, Zerstörung der Austernbänke durch Sturmfluten, Wasserverschmutzung und andere Probleme führten jedoch zu einem drastischen Rückgang der oyster cultivation bis in die Mitte des 20.Jhs. Erst in den letzten Jahrzehnten erlebt sie eine schwungvolle Renaissance unter Federführung der Whitstable Oyster Company. Eine große Zahl von spezialisierten Restaurants und oyster bars bietet Austern in verschiedensten Zubereitungen an, dazu alles, was die See sonst noch an Muscheln, Fisch und Krustentieren hergibt.

Es hat sich ein regelrechter Austerntourismus entwickelt, der für Whitstable einen wichtigen wirtschaftlichen Faktor darstellt. Zur Bekanntheit der lokalen Austern trägt auch das Whitstable Oyster Festival bei, das jedes Jahr zum Ende der Saison am letzten Juli-Wochende stattfindet. Dort gibt es natürlich ebenfalls Austern satt, und bei internationalen Stars der Musikszene ist das Festival inzwischen als Auftrittsgelegenheit beliebt.