In der Region Calabria, fast an der Spitze des italienischen Stiefels, liegt der Ort, nach dem die Cipolla rossa di Tropea Calabria (→IGP) benannt ist. Schon Plinius der Ältere beschrieb in naturalis historia nicht nur die kulinarischen Vorzüge dieser rotvioletten, äußerst mild-süßlichen Varietät von Allium cepa, der Zwiebel, sondern auch ihre hilfreiche Wirkung gegen allerlei gesundheitliche Probleme. Diese Sorte ist auch eine der roten Zwiebeln, die im umbrischen →Cannara angebaut werden.
Cipolla rossa di Tropea Calabria
Die hiesige Zwiebelkultur wurde wahrscheinlich von Phöniziern begründet, die zu den ersten Siedlern in der Region gehörten. Das Ortszentrum von Tropea liegt bis zu 60m über dem Meer auf einer felsigen Steilküste, die von den auf ihr klebenden mehrstöckigen Häusern optisch zusätzlich erhöht wird. Ein kleiner Hafen am Fuß der Felsen war schon in der römischen Antike eine wichtige Station auf den maritimen Handelswegen. Daher wurde Tropea auch zur Namensgeberin für die hier verschifften Zwiebeln. Das vom →Consorzio di Tutela della Cipolla Rossa di Tropea Calabria IGP abgedeckte Gebiet umfasst drei Provinzen des kalabrischen Küstenstreifens, weshalb die Zwiebeln auch Oro Rosso di Calabria, rotes Gold Kalabriens genannt werden. Zahlreiche kleinere Bäche durchziehen den Landstrich und machen die Böden mit ihren Sedimenten fruchtbar. Kühle, niederschlagsreiche, aber frostfreie Winter und heiße, trockene Sommer bieten den Zwiebeln gute Bedingungen.
Die cucina calabrese ist gleichermaßen von Land und Meer bestimmt. Da bieten sich unzählige Kombinationen der roten Zwiebel mit vor der Küste gefangenen pesci azzuri an, den meist kleineren, aber fettreichen Sardinen, heringartigen und anderen Fischen. In etlichen Rezepten gesellt sie sich zum baccalà (→Stockfisch), in anderen genausogut zu Braten von Schwein, Lamm oder Ziege. Gerne trifft sich die cipolla rossa auch mit der ’nduja aus dem benachbarten →Spilinga. Bei dieser fettreichen Wurstspezialität kann sie zeigen, warum man unter anderem ihre verdauungsfördernden Qualitäten so rühmt. Und der milde Geschmack macht sie zur angenehmen Zutat an Salaten und anderen kalten Speisen.