Ulis Culinaria

Třeboň

Tschechische Fischzüchter bieten seit dem 16.Jh. den Třeboňský kapr an. Der nach dem deutschen Ortsnamen Wittingauer Karpfen genannte Fisch erhält durch die Fütterung mit Körnern aus Wildgräsern ein relativ fettarmes, aromatisches Fleisch.

Třeboňský kapr

Wittingauer Karpfen

Vom 14. bis ins 17.Jh. stand Wittingau unter der Herrschaft des Hauses Rosenberg (tschech. Rožmberk), was noch heute an den zwei Rosenblüten im Ortswappen sichtbar ist. In dieser Zeit wurden die zahlreichen natürlichen Teiche im sumpfigen Wittingauer Becken durch ein ausgeklügeltes Kanalsystem systematisch zu Fischzuchtanlagen ausgebaut. Der Wasserbauingenieur Jakob Krčín von Jelčany legte im 16.Jh. den Rosenberg-Weiher (Rybník Rožmberk) mit über 1.000ha Fläche an.
Die Rosenberg-Weiher
Karpfen blau
Für die Maßnahme mussten Teile der Siedlungen aufgegeben werden. Dies sowie diverse Deichbrüche und Überschwemmungen weckten den Unmut der Bevölkerung, weshalb das Gewässer auf die Hälfte der Fläche reduziert wurde. Trotzdem haben die Fischer dem Teichbauer für seine Verdienste später ein Denkmal in Třeboň gesetzt. Das Gebiet wird unter der Bezeichnung Teich Svět zusammengefasst und stellt mit knapp 500ha das größte Karpfenzuchtgewässer Europas dar.

2007 wurde der Třeboňský kapr bei der EU als →g.g.A. registriert. Als Tiefkühlprodukt findet man ihn auch häufig im deutschen Lebensmittelhandel. Die häufigste Spielart in Třeboň ist der Schuppenkarpfen, aber auch Artgenossen wie Leder- oder Spiegelkarpfen werden gefischt. 

Da die Netze vor allem ab November in den teilweise abgelassenen Teichen ausgebracht werden, hat sich auch hier die Tradition des Weihnachtskarpfens erhalten. Traditionell werden an den Feiertagen die Filets paniert und gebraten, dazu gibt es meist Kartoffelsalat. Eine Alternative stellt Karpfensuppe mit diversen Gemüsen dar.

Oder: Da der Karpfen, wie auch Forelle, Aal und einige andere Fische, eine ausgeprägte Schleimschicht aufweist, kann man ihn im Ganzen als Karpfen blau zubereiten. Wenn man ihn in einem mit Essig oder Zitronensaft leicht gesäuerten Sud sanft pochiert, färbt sich die Haut bläulich schimmernd. Das klappt aber nur, wenn die Schleimschicht nicht verletzt oder gar abgewaschen wurde.

Aber so mancher Karpfen schafft es gar nicht bis in die heimische Küche. Schon während der Fischzüge stehen am Ufer Stände, an denen für die zahlreichen Zuschauer in Volksfestatmosphäre fangfrischer kapr gekocht und gebrutzelt wird.