Ulis Culinaria

Thiers

Seit mehr als 600 Jahren ist das Städtchen im Département Puy-de-Dôme bekannt als Zentrum der Messerherstellung. Heute werden hier in knapp 100 Betrieben 80% aller französischen couteaux produziert, ob Tafel-, Küchen- oder Taschenmesser, ob für Spezialanwendungen wie Jagd, Fischerei, Rebschnitt oder andere Zwecke. Thiers hat also für Frankreich ähnliche Bedeutung erworben wie →Solingen für Deutschland und nennt sich stolz capitale française de la coutellerie, französische Hauptstadt der Messerschmiedekunst.

Le Thiers

Mühlrad einer alten Messerschmiede

Capitale française de la coutellerie

Das Handwerk soll von Teilnehmern der ersten Kreuzzüge im 11./12.Jh. aus dem Orient mitgebracht worden sein. Die ganze Geschichte der hiesigen Messerschmiedkunst veranschaulicht das →Musée de la coutellerie.

Bis heute gehören Messer aus Damaszenerstahl, der nach Damaskus benannten schmiedetechnischen Verbindung verschiedener Stähle, zum Spitzenangebot der Messerkünstler aus Thiers. Die verschiedenen Materialschichten werden durch Ätzen und Polieren als welliges Muster sichtbar und verleihen den Klingen hervorragende Schärfehaltigkeit.

Die lame en acier damas, die Klinge aus Damaszenerstahl, kann man auch bei dem Aushängeschild der couteliers Thiernois wählen, dem man schlicht den Namen der Stadt verliehen hat: Das Modell Le Thiers ist ein Taschenmesser, bei dem, in ausgeklapptem Zustand, Klinge und Griff eine elegante, langgestreckte S-Form bilden. Die Griffe gibt es in verschiedensten edlen Hölzern, Horn, Geweih, Perlmutt oder anderen Materialien. Unter dem gleichen Namen und in gleicher Form werden auch (feststehende) Tafelmesser angeboten, die sich besonders zum Schneiden von Steaks eignen.

Der Produktname Le Thiers ist markenrechtlich vor Nachahmern von außerhalb der Stadt geschützt. Diesen Schritt haben die Kollegen aus dem rund 100km entfernten →Laguiole versäumt. Deshalb werden Laguiole-Messer nicht nur dort hergestellt, sondern in großen Mengen auch in den Manufakturen von Thiers.