Die Stadt im südwestindischen Bundesstaat Kerala ist seit Jahrhunderten bekannt für den Pfefferanbau. Deshalb wird die Region Malabar auch als
Pfefferküste
bezeichnet. Die Gegend könnte durchaus gemeint sein, wenn man einen nervenden Mitmenschen dahin wünscht, wo der Pfeffer wächst.
Hinduistisches Tempelfest in Thalassery
In der Welt der Gewürze ist Pfeffer bzw. pepper zu einem Sammelbegriff für alle möglichen pflanzlichen Produkte geworden, die mehr oder weniger Schärfe an ein Gericht bringen. Romanischsprachige Wortformen wie poivre, poivron, pepe, peperone/peperoncini oder das türkisch-griechische biber(ia) bezeichnen neben dem eigentlichen Pfeffer auch Früchte aus der Gruppe der Capsicum-Gewächse, deren Schärfe durch Capsaicin bewirkt wird (→Habana, Scoville). Auch im Deutschen werden Capsicum-Schoten Pfefferschoten oder, etwas veraltet, Pfefferonen genannt. Ebenso wird der beliebte Cayenne-Pfeffer aus Chilischoten hergestellt und nicht aus den Beeren des Pfefferstrauches (→Cayenne). Piment (Pimenta dioica) heißt zu deutsch auch Nelkenpfeffer und gehört zu den Myrten, einer ganz anderen Pflanzenfamilie.
Der Echte Pfeffer gehört zur Familie der Piperaceae und heißt botanisch Piper nigrum, schwarzer Pfeffer. Das in den Beeren enthaltene, als scharf wahrgenommene Alkaloid wird Piperin genannt. In Form kleiner schwarzer Körner kommen die Beeren am häufigsten in den Handel und in die Pfeffermühle.
Wenn die Früchte des rankenden Pfefferstrauches, die in Ähren mit bis zu 150 Beeren wachsen, unreif und grün geerntet werden, bekommen sie durch Trocknung die schwarze Farbe und ihre runzlige Struktur. Werden sie nicht getrocknet, sondern in Salzlake konserviert, behalten sie ihre Farbe und werden als recht milder grüner Pfeffer gerne für feine Saucen verwendet. Lässt man die Beeren ausreifen, verfärbt sich ihre Schale rot.
Da das Piperin zum Großteil in ätherischen Ölen gebunden ist, sollte getrockneter Pfeffer erst beim Gebrauch frisch gemahlen werden, bei in Pulverform gekauften Produkten ist ein Großteil davon meist im wahrsten Sinn des Wortes verflogen. Auch Lichteinfall schwächt, wie bei vielen Gewürzen, die Aromen. Deshalb sind durchsichtige, mit verschiedenfarbigen Pfefferkörnern gefüllte Mühlen zwar eine hübsche Tischdekoration, aber nicht besonders sinnvoll.
Piperin hat, wie Capsaicin, neben der Schärfe auch antibakterielle Wirkung, was den Pfeffer, neben dem Salz, in Zeiten vor den modernen Kühltechniken zu einem wertvollen Konservierungsmittel machte. So manches länger gelagerte Fleisch, dessen Geruch man gerne als haut goût (gehobener Geschmack) beschönigte, wurde erst durch kräftige Würzung wieder genießbar.
Zudem regt Pfeffer die Mundschleimhäute zur Speichelbildung an und fördert somit Appetit und Verdauung.
Alle diese Eigenschaften haben Piper nigrum neben dem Salz zum Grundgewürz praktisch
aller Küchen der Welt und zum früher heftig umkämpften Handelsgut werden lassen. Wie in Indien haben die Europäer nicht zuletzt wegen solcher kostbarer Spezereien weltweit ganze Völker unterjocht und sich als Herren der Welt aufgespielt. Bei allem kulinarischen Vorteil, den wir heute wie selbstverständlich genießen, sind die negativen Folgen der Kolonialisierungspolitik natürlich bis heute nicht überwunden.
Natürlich spielt der lokale Pfeffer auch bei einem Reisgericht mit, das überregional als Thalassery Biryani bekannt ist.
Der Namensteil biryani (oder, je nach Transskription, auch biriyani) kommt aus dem Persischen und bezeichnet etwas Gebratenes. Die Küche Westindiens enthält etliche Einflüsse, die auf die Ausbreitungsbestrebungen des Islam zurückgehen. Von den rund 100.000 Bewohnern der Stadt Thalassery sind immerhin ein Drittel Moslems.
Unter verschiedenen anderen regionalen Biryani-Varianten zeichnet sich das Thalassery-Biryani durch die ausschließliche Verwendung von Jeerakasala-Reis aus, einer nur in Kerala angebauten Duftreis-Sorte. Anderswo werden solche Gerichte z.B. mit den auch bei uns bekannteren Sorten Jasmin- oder Basmati-Reis zubereitet.
Der Reis wird mit einer vielfältigen Gewürzmischung vermengt, zu der neben Nelken, Knoblauch, Ingwer, Zimt, Chili und anderen eben auch der Tellicherry-Pfeffer gehört. Dazu kommen Rosinen, Cashewnüsse und gelegentlich Tomaten sowie Hühnchenfleisch.
Das alles wird nach der Dum genannten Garmethode zubereitet,