Ulis Culinaria

Solliès-Pont

Capitale de la Figue, also Feigenhauptstadt nennt sich die Gemeinde im Hinterland des französischen Provence-Hafens Toulon.

Und das nicht zu Unrecht! Zwei Drittel der gesamten Feigenproduktion Frankreichs stammen von hier, aus dem Département Var. Vorherrschend ist die Varietät Bourjassotte noire.

Die dunkelviolett, zuweilen fast schwarz gestreifte Sorte von Ficus carica wird unter der Bezeichnung Figue de Solliès vermarktet.

Der Name Bourjassotte wird auf →Burjassot zurückgeführt, einen Ort in der spanischen Region Valencia. Dort soll die Sorte entstanden sein, der Feigenanbau spielt aktuell aber praktisch keine wirtschaftliche Rolle mehr.

Figue de Solliès -

eine Feige ist eine Feige ist eine Feige ist eine Feige ist eine Feige ist ...

Seit 2006 trägt die Figue de Solliès das französische AOC-Siegel, 2012 kam die europäische →AOP hinzu. Zum entsprechend abgegrenzten Feigen-Gebiet gehören weitere 13 Nachbargemeinden im Vallée du Gapeau, einem Becken, das durch die Berge des Massif des Maures im Norden vor dem kalten mistral geschützt ist. Eine erste, vor Jahrhunderten hier gebaute Brücke über den Gapeau hat Solliès den Namenszusatz Pont eingebracht, weshalb sie auch das Ortswappen ziert. Das milde Mikroklima, gute, sandige bis lehmige Böden sowie ausreichend Wasser aus Niederschlägen und Bachläufen schaffen ideale Bedingungen für den Feigenanbau. Überdurchschnittlich viele Sonnenschein-stunden sorgen für hohen Fruchtzucker-gehalt. Eine hiesige Redensart besagt, le figuier aime avoir les pieds dans l’eau et la tête au soleil (der Feigenbaum liebt es, die Füsse im Wasser und den Kopf an der Sonne zu haben).

Schon im Mittelalter wurde das freundliche Tal des Gapeau deshalb für die Kultivierung der sensiblen Früchte genutzt. Im 18./19.Jh. galt es als Garten der Provence. Zur Verbreitung dieses Rufes trug nicht zuletzt die Eisenbahn bei, die einen schnellen und schonenden Transport der leicht verderblichen und verletzlichen Feigen in weiter entfernte Metropolen wie z.B. Paris ermöglichte. Auch außerhalb Frankreichs sind die Solliès-Feigen vom August bis Mitte Oktober inzwischen in gut sortierten Obst- und Gemüseabteilungen zu finden. Hier lässt sich auch der Unterschied zu Bourjassotte-Feigen aus anderen Anbaugebieten feststellen, denen Solliès allemal den Rang abläuft. Damit diese Qualität erhalten bleibt, überwacht das →Syndicat de Défense de la Figue de Solliès, in dem sich die Feigenbauern organisiert haben, die Einhaltung der AOP-Kriterien.

Die tropfenförmigen, gut hühnereigroßen Feigen weisen blutrotes, ausgewogen süß-saures und cremig-zartes Fruchtfleisch auf, das geschmacklich an rote Früchte wie Erdbeeren sowie an süße Melonen wie die aus dem nahen →Cavaillon erinnert. Als Tafelobst kommen nur makellose, noch nicht aufgeplatzte Früchte in den Handel. Alle anderen sind für die Weiterverarbeitung z.B. zu confiture de figues bestimmt. Überall in Solliès und Umgebung dampfen nach der Ernte in privaten Küchen und in kleinen Manufakturen die Kessel mit der köstlichen Süße. In der Dessertstation großer Küchen entfalten die Feigen ihr gesamtes kulinarisches Vermögen.

Würziges, gegrilltes oder kurzgebratenes Fleisch ergänzen sie als fruchtige Beilage.

Arm in Arm mit feinem Ziegenfrischkäse bilden sie einen krönenden Menüabschluss.

Und, und, und …

Jedes Jahr Ende August überbieten sich die Gastronomieküchen von Solliès bei der Fête de la Figue darin, aus den Früchten alles herauszuholen, was geschmacklich in ihnen steckt. Die Stadt ist auch bekannt für ihre guten Zitrusfrüchte sowie für Süßes wie Schokolade und nougat (→Montélimar), da bieten sich der Feige zahllose Kombinationsmöglichkeiten.

Aber der pure, unverfälschte und unverwechselbare Geschmack einer vollreifen Feige kommt am Besten beim –

einfach Reinbeißen!