Ulis Culinaria

Solingen

Wo beginnt die Verdauung?

Im Schlachthof und auf dem Schneidbrett in der Küche!

Es ist kein archäologischer Zufall, dass zu den ältesten gefundenen Werkzeugen die aus scharfkantig splitterndem Stein gefertigte Klinge zählt. Mit ihr konnten unsere Vorfahren das erlegte Wild aufbrechen, die unverdaulichen Teile wie Haut, Horn und Knochen vom nahrhaften Fleisch trennen und dieses in Stücke zerteilen. Auch pflanzliche Kost lässt sich meist leichter zubereiten, wenn ein gut geschärftes Messer unverdauliche Schale, holzige Strünke und ähnliches zuvor abgetrennt hat.

die Solingen-verordnung

Julienne, Mirepoix & Co

Im Laufe der Zeit haben sich mit Julienne&Co. diverse kunstvolle Schnittformen entwickelt. Deshalb gibt es für verschiedene Anwendungen jeweils eine eigene Spezialform des Messers. Viele Köche besitzen ihren eigenen Messersatz, den sie wie einen Augapfel und nicht selten ein Berufsleben lang hüten.

Julienne
Mirepoix

Das alles wiederum machte erst die zweite Stufe der Verdauung möglich, nämlich die Weiterverarbeitung mit Hilfe des Feuers. Oft erst am Tisch werden dann Fleisch und Gemüse als Vorbereitung der dritten Verdauungsstufe, der Arbeit der Zähne, in mundgerechte Stückchen geschnitten. Vermutlich war das Messer lange vor Gabel und Löffel das früheste Teil im Trio des Tafelbestecks.

Seit dem frühen 13.Jh. lässt sich eine Häufung von Messerschmieden in Solingen nachweisen, die den heutigen Ruf Solingens als deutsche Klingenstadt begründet haben. Heute können Amateure wie Profis am Küchentisch ziemlich sicher sein, mit einer Solingen-gezeichneten Klinge ein wahrhaft qualitatives Werkzeug in der Hand zu halten. Denn dass ein stumpfes Messer gefährlicher ist als ein gut geschärftes, weiß jeder, dessen schneidfaule Klinge einmal beim Zerteilen von widerspenstigem Schneidgut abgeglitten ist, dann aber zum Verletzen des Fingers immer noch scharf genug war.

Mit der sog. Solingenverordnung gemäß § 137 Markengesetz ist weltweit der einzige Städtename gesetzlich geschützt! Seit dem 1.1.1995 darf somit Schneidwerkzeug im Sinne von § 3 SolingenV den Namen der Stadt im Bergischen Land nur tragen, wenn die Produktion in allen wesentlichen Herstellungsstufen innerhalb des Solinger Industriegebietes erfolgt ist.

In der Welt der Messerschmiedekunst nimmt Solingen, nicht nur für Profiköche, eine mit →Thiers in Frankreich vergleichbare Sonderstellung ein.

Im →Deutschen Klingenmuseum werden neben der Verwendung von Schneidgeräten z.B. als Werkzeug oder Waffe ganz ausführlich auch die kulinarischen Vorteile einer gut geschmiedeten und geschärften Klinge dargestellt. Aufschluss über die Geschichte der Tischsitten gibt eine weltweit einzigartige Sammlung historischer Essbestecke vom Mittelalter bis in die Neuzeit!