Ulis Culinaria

Senise

Ähnlich wie im südwestfranzösischen →Espelette hängen auch in dem Ort in der italienischen Basilicata sowie in ein paar Nachbargemeinden rote Girlanden aus Paprikafrüchten an den Häusern, wenn die Peperoni di Senise (→IGP und SF) geerntet wurden. Die zwischen eineinhalb und zwei Meter langen Gebinde, lunghe serte, werden meist im Ganzen verkauft.

Peperoni di Senise

Der Ortsname Senise ist von dem Flüsschen Sinni abgeleitet. Die von ihm angeschwemmten lehmigen Böden begünstigen den Paprikaanbau, der hier seit der Ankunft des →Capsicum annuum aus Mittelamerika im 16.Jh. betrieben wird. Im Unterschied zur etwas schärferen französischen Verwandten handelt es sich hier um eine eher milde Sorte. Deren relativ kleine Schoten werden nach dem trocknenden Sonnenbad im regionalen Dialekt lautmalerisch cruschi genannt, Synonym für croccanti, also knusprig und knackig.

Diese geben in gemahlener Form als süßer Paprika Würze und Farbe an vielerlei Gerichte ab. Auch die in der historisch als Lucania bezeichneten Region hergestellten salume und manche Käsespezialität erhalten ihre rote Färbung durch das Würzpulver aus Senise. Da das Pulver farblich an gemahlenen Safran erinnert, wird es hier auch als zafarano bezeichnet, die Dialektform von zafferano (→L’Aquila). Oder, in Anlehnung an die Kostbarkeit des Safran, als oro rosso lucano, lukanisches rotes Gold.

Frisch werden die teilweise auch grün geernteten Peperoni der drei für die IGP zugelassenen Sorten Appuntito, Tronco und Uncino z.B. als Beilagengemüse, mit unterschiedlichen Füllungen oder, mit ihrer zarten Haut, roh kleingeschnitten und in Salaten verwendet. Ein regionaltypisches antipasto besteht sowohl aus getrockneten und fritierten als auch in gewürztem Olivenöl geschmorten frischen Peperoni, grün und rot gemischt.

Die peperoni fritti schmecken auch köstlich mit →pasta sowie zu Fisch oder Fleisch. Das beim Ausbacken aromatisierte Öl wird wiederum zur Zubereitung von Rühr- oder Spiegelei, für Stockfischgerichte (→stoccafisso) u.a. verwendet. Neben den milden Sorten wachsen um Senise auch wirklich scharfe Schoten, die als peperoncini bezeichnet werden.