Ein Abschnitt der Eisenzeit etwa zwischen 400 bis 600 v.Chr. wird als Hallstatt-Zeit bezeichnet, da man bei dem gleichnamigen österreichischen Ort aufschlussreiche Funde aus dieser Epoche gemacht hat. Etliche Orte im deutschsprachigen Raum enthalten als Namensteil das Wort Hall, was immer auf Salzvorkommen hinweist, entweder in Form von unterirdischen, vor Jahrmillionen durch tektonische Verwerfungen aus Urmeeren entstandenen Salzstöcken oder von salzhaltigen Quellen, die aus solchen Salzablagerungen gespeist werden (→Halle). Die etymologische Herkunft des Begriffs ist nach wie vor umstritten. Bekannt ist, dass die Fundstellen von Solequellen als Haalbrunnen oder einfach Haal bezeichnet wurden. Auch ein sprachlicher Zusammenhang mit dem Salinengebäude, das in Form eines großen überdachten Raumes, also einer Halle gebaut war, wird für möglich gehalten.
Auch im fränkischen Nordosten von Baden-Württemberg, im Gebiet der heutigen Stadt Schwäbisch Hall, siedelten sich schon in der Hallstattzeit Menschen an, um aus Solequellen das lebenswichtige Mineral zu gewinnen, das seinerzeit noch als weißes Gold verehrt wurde. Erst nachdem man gelernt hatte, die riesigen unterirdischen Salzlager wirtschaftlich abzubauen, wurde es als Kochsalz zum alltäglichen Gebrauchsgut. Archäologen haben herausgefunden, dass damals die Kelten Salinen anlegten, in denen das Wasser bis zum Auskristallisieren des Salzes erhitzt wurde. Das noch leicht feuchte Salz wurde in kleinere Gefäße gefüllt. Wenn es nach dem endgültigen Trocknen entnommen wurde, hatte man gleich große Blöcke, die als Mengeneinheit für den Handel dienten.
Im frühen Mittelalter erhielt die Siedlung Stadtrechte, die neben der Salzproduktion und dem Veranstalten von Märkten auch das Prägen eigener Münzen beinhalteten. Der silberne Haller Pfennig wurde später als Heller zur überregionalen Währung in weiten Teilen Europas und lebt heute in Redensarten wie auf Heller und Pfennig weiter. Dass einem manchmal etwas keinen Heller wert ist, zeigt allerdings, dass auch die Münze nur geringe Zahlungskraft besaß.
Mit der Bedeutung der Salzproduktion stieg auch das gesellschaftliche Ansehen der dafür verantwortlichen Menschen. Die Sieder, wie sich die Eigentümer der Salinen nannten, beschäftigten zahlreiche Menschen. Die Organisation des gesamten Haals, also von der Erschließung der Quellen über die Beschaffung von Holz zum Befeuern der Siedepfannen bis zur Vermarktung des fertigen Salzes, unterlag dem Haalshauptmann. Für Streitfälle war ein eigenes Haalsgericht zuständig. Die Siederschaft traf zeitweise ihre Entscheidungen unabhängig vom gewählten Stadtrat.
Ende des 18.Jhs. jedoch setzte sich die Stadt gegen die Sieder durch: die Siedeanlagen wurden, weil sie durch ihren hohen Bedarf an Brennholz zu Raubbau in den Wäldern der Region geführt hatten, durch Gradierwerke ergänzt. Der Salzgehalt der Sole wurde hier zunächst durch Verrieselung und Verdunstung an der Luft so weit erhöht, dass beim abschließenden Sieden weniger Energie gebraucht wurde (→Bad Dürkheim). Aber auch diese Technik wurde gegenüber dem zunehmenden Abbau von Salz in Bergwerken im 19.Jh. so unrentabel, dass in den 1920er Jahren die kommerzielle Siederei in Schwäbisch Hall eingestellt wurde. Heute werden die Solequellen lediglich für medizinische Zwecke genutzt.
Aber die stolze Tradition der Salzsieder wird nach wie vor geehrt. Dabei knüpft man an ein Fest an, das seit dem 15.Jh. von den Siedern veranstaltet wurde, wenn der Rat der Stadt die jährlich zu erneuernde formale Genehmigung zur Nutzung der Haalbrunnen erteilt hatte. Gleichzeitig wurde zu diesem Zeitpunkt die regelmäßige Reinigung und Instandsetzung der gefassten Quellen erledigt, wozu eh viele Menschen zusammenkamen.
Beim heutigen Kuchen- und Brunnenfest im Mai führen Leute in der historischen Siedertracht Tänze nach der strengen Festordnung von 1785 auf. Höhepunkt ist die Präsentation des riesigen, mehrstöckigen Siederkuchens vor dem Rathaus. Einen solchen stattlichen Kuchen soll ein Müller im Jahr 1316 den Siedern zum Dank spendiert haben, nachdem sie ihn durch Löschen mit Solewasser aus seiner brennenden Mühle gerettet hatten.
Anfang des 19.Jhs. war Wilhelm II., von 1816 bis 1864 württembergischer König, der Ansicht, die Schweine seines Reichs hätten frisches Blut nötig. Also ließ er schwarze chinesische Schweine importieren, die als Nachfahren von uralten Schweinerassen als äußerst robust und wenig krankheitsanfällig galten. Aus der Kreuzung mit heimischen Tieren resultierte das Schwäbisch-Hällische Landschwein, dessen Kopf und Hinterbeine die Schwärze der chinesischen Gene zeigen, während der Rumpf und die Vorderläufe mangels Hautpigmentierung das in Europa auch damals schon vorherrschende Schweinerosa aufweisen. Züchtungen mit einer solchen farblichen Dreiteilung entlang der Wirbelsäule bezeichnet man als →Sattelschwein.
Die züchterische Auffrischung war erfolgreich, bis Mitte des 20.Jhs. der Wunsch nach magererem Fleisch aufkam und man begann, Schweine mit geringerem Fettansatz zu züchten. Dazu kam, dass sich die urtümlichen Landschweine nicht für die immer weiter verbreitete Massentierhaltung eignen. In den frühen 1980ern waren die Schwäbisch-Hällischen fast verschwunden.
Aber dank einiger engagierter Landwirte, die sich 1986 in der Züchtervereinigung Schwäbisch-Hällisches Schwein zusammentaten, gelang, ausgehend von nur wenigen reinrassigen Tieren, eine Renaissance. Hilfreich war natürlich die Unterstützung durch Organisationen wie die →GEH oder →Slow Food. Ein großer Erfolg kam 1998 mit der Eintragung der Bezeichnung Schwäbisch Hällisches Qualitätsschweinefleisch als →g.g.A. Für diese Auszeichnung müssen hohe Standards bezüglich Zucht, Haltungsbedingungen und natürlicher Fütterung eingehalten werden. Und das merkt jeder Fleischliebhaber, der – vor allem natürlich um Schwäbisch-Hall herum – einmal eine Metzgerei oder ein Restaurant gefunden hat, wo man ebenfalls dabei hilft, dem Turbo-Fleisch aus der Fleischindustrie etwas entgegenzusetzen.