Ulis Culinaria

Salzwedel

Ein altmärkischer Feinschmecker schwärmte einst nach einem Besuch in der alten Hansestadt, es gebe

in die wiede wiede Welt … nerning so’n schön‘ Baumkuchen … as in Saltwedel.

Salzwedeler Baumkuchen

Wie seine Namensvettern aus anderen Regionen wird auch der Salzwedeler Baumkuchen nach traditioneller Methode hergestellt. Auf ein vor Holzfeuer waagerecht rotierendes Rundholz von 6 bis 20cm Durchmesser wird mit der Schöpfkelle ein dickflüssiger, gewürzter Teig gegossen und fest werden gelassen. Dies wird in gleichmäßigen Abständen mehrmals wiederholt. Schicht für Schicht, Ring für Ring kann so der Baumstamm bei einer Länge von bis zu 90cm einen Durchmesser von 40cm erreichen.

Da dieses Aufkellen in Handarbeit geschieht, entsteht eine unregelmäßig gezackte und gefurchte Borke. Mit geübten Handgriffen werden allerdings in regelmäßigem Wechsel dicke und dünnere Ringe gegossen, die bereits die spätere Portionierung andeuten. Schließlich wird der fertige Kuchen vom Holz gezogen, glasiert und in gelochte Scheiben zerteilt. Mit speziellen Vorrichtungen wird der Baumstamm auch spiralförmig von oben nach unten aufgeschnitten. Durch das schichtweise Auftragen des Teiges wird eine Struktur sichtbar, die den Jahresringen einer Baumscheibe ähnelt.

Beim Teig hat man die Wahl zwischen unterschiedlichen Gewürzen und Aromen. Das brennende Holz steuert brandige Aromen bei. Bei der Rinde, dem Überzug, kann man wählen zwischen dunkler, heller und weißer Schokolade oder Zuckerglasur. Zur festlichen Präsentation wird der Baumkuchen gerne als ungeschnittener Stamm aufrecht gestellt und mit modellierten Schmuckformen aus Zucker und Marzipan dekoriert. Die aufwändige Herstellung ist natürlich kaum im privaten Haushalt möglich.

Mehrere Betriebe in Salzwedel, die sich zum Teil selbst als Fabrik bezeichnen, bieten die Baumkuchen an, auch in Sonderanfertigung nach Kundenwunsch sowie über den Versandhandel. Per Versand wurde die Spezialität bereits im 19.Jh. europaweit, gar bis in die USA vertrieben. In handlicherer Form werden Baumkuchenscheiben sternförmig in kleinere Trapeze geschnitten, die einzeln mit Schokolade überzogen und als Baumkuchenspitzen verkauft werden.

Die Originalrezeptur für den Teig stammt von Johann Andreas Schernikow aus dem Jahr 1807, aber jeder Betrieb hat natürlich seine eigenen Geheimnisse. Die Grundzutaten sind immer Mehl und Butter zu gleichen Teilen, Eier und Zucker. Der hohe Fettanteil lässt jede Schicht eine knusprig braune Oberfläche annehmen, bewahrt aber die Saftigkeit des gesamten Gebäcks. Auf keinen Fall, auch nicht für den Versand, kommen irgendwelche Konservierungsstoffe hinzu. Vor allem die Gewürze machen dann den Unterschied. 

Sofern die Grundrezeptur und die Backmethode eingehalten werden und der Entstehungsort auf Salzwedeler Gemarkung liegt, darf das Ergebnis seit 2010 mit dem Namen Salzwedeler Baumkuchen als →g.g.A. vermarktet werden. Seit 2004 wird die lokale Backspezialität bei einem jährlichen Baumkuchenfest mit einem Umzug durch Salzwedel und der Kür der Baumkuchenköniging gefeiert. Die meisten Betriebe bieten Besuchern die Möglichkeit, bei der spektakulären Herstellung am offenen Feuer sowie bei der künstlerischen Verzierung zuzuschauen.