Ulis Culinaria

Saint-Germain

Etwa 100 Orte in Frankreich ehren den Heiligen Germanus in ihrem Namen, die meisten mit einem regional- oder lokalbezogenen Zusatz. 

Welchen dieser Orte →Paul Bocuse vor Augen hatte, als er sein Rezept Filet de bœuf Saint-Germain notierte, ist nicht bekannt. Vielleicht hat er ja auch das Pariser Stadtviertel Saint-Germain-des-Prés im Blick gehabt, auch bekannt als Quartier Latin. Es ist benannt nach der Kirche, die der Heilige Germanus von Paris 558 auf dem linken Ufer der Seine erbauen ließ, etwa auf Höhe der Seine-Insel, die heute Île de la Cité heißt.

Filet de bœuf Saint-Germain

Der Zusatz les prés, die Wiesen, weist darauf hin, dass das noch unbebaute Land links der Seine als Weideland und Gemüsegarten genutzt wurde. Und das Gemüse könnte Bocuse durchaus zu seiner Namensgebung inspiriert haben.

Jedenfalls bereitete er ein Püree aus Erbsen und Spinat zu, ließ es mit Ei und Sahne wie einen Pudding in timbales im Wasserbad stocken und richtete die gestürzten Flans als leuchtend grüne Beilage zu gebratenem Rinderfilet an.

Offensichtlich übernahm Bocuse die Namensgebung von seinem großen Vorgänger →Escoffier: In dessen Guide Culinaire sind mehrere Fisch- und Fleischgerichte mit dem Zusatz Saint-Germain notiert, und das gemeinsame Merkmal ist ein Püree aus frischen grünen Erbsen als Beilage.