Ulis Culinaria

Saarbrücken

Im historischen Zentrum von Saarbrücken, dem St.Johanner Markt, verbreiteten Außenbestuhlungen von Cafés und Restaurants französisches Lebensgefühl schon zu Zeiten, als es in weiten Teilen Deutschlands noch als unschicklich galt, im Freien Mahlzeiten zu genießen, es sei denn im Waldrestaurant, im Biergarten oder auf dem Campingplatz.

Saarbrücker Fleischpastete

Es liegt sicher auch an der unmittelbaren Nachbarschaft zu Frankreich, dass sich mit dem Namen der saarländischen Hauptstadt eine Pastete verbindet: Die Saarbrücker Fleischpastete. Etwa 1 kg Fleisch von Schwein, Rind und Kalb (manche Rezepte geben gar nur das jeweilige Filet an!) wird in kleinen Würfeln über Nacht in gewürztem Wein mariniert.

Eine gefettete feuerfeste Form wird mit Hefeteig ausgekleidet und mit dem durch Schweinemett oder Bratwurstbrät angereicherten Fleisch befüllt. Nach dem Aufgießen mit Sahne wird die Form mit einem Hefeteigdeckel verschlossen und das Ganze im Ofen gebacken. Die Pastete schmeckt natürlich warm, vielleicht mit einem knackigen Salat. Weitere Beilagen braucht es nicht, denn der Pastetenteig ersetzt das sonst übliche Brot. Sollte aber doch etwas von der Füllung übrigbleiben, ergibt das auch abgekühlt immer noch einen köstlichen Belag auf dem Abendbrot.

Saarbrücken - Lyon

Das Saarland war immer wieder Spielball in den deutsch-französischen Auseinandersetzungen, zuletzt nach dem 2. Weltkrieg. In Saarbrücken wie im gesamten Saarland gilt der (ja, im saarländischen Dialekt tatsächlich maskuline) Lyoner, eine Fleischwurst, als Nationalspeise, die ebenfalls vom engen Verhältnis zu den französischen Nachbarn zeugt. Denn als Vorbild und Namenspate der Wurst gilt die cervelas de →Lyon.

die Cervelas-Connection

Im Saarland wird aus Pökelfleisch vom Schwein, teilweise mit Rind gemischt, ein mild mit weißem Pfeffer gewürztes mittelfeines Brät gecuttert, das in Naturdarm abgefüllt wird. Der Lyoner wird bei einer Dicke von etwa 4 bis 5cm zu einem Ring von rund 20 cm Durchmesser gebunden. Nach dem Brühen hat die Wurst eine kompakte Schnittfestigkeit, mit der sie sich als Brotbelag, in dünnen Streifen für Wurstsalat (→Strasbourg) oder gestückelt als Einlage für Suppen und Eintöpfe eignet. Gerne wird sie längs halbiert und in der Pfanne oder auf dem Grill gebraten.

Saarbrücker Adventskranz

Witzbolde fragen: Woraus besteht ein Saarbrücker Adventskranz?

Na: Ein Ring Lyoner und vier Fläschchen Bier …!

Auch in Metzgereien in der benachbarten Pfalz und im Rheinhessischen bis Mainz wird die ringförmige Wurst als Lyoner verkauft. Unter der Bezeichnung Saarländische(r) Lyoner genießt die Cervelas sogar Namensschutz.

Im früheren Kohlebergbau des Saarlandes wurde sie gerne in Wasser erneut erhitzt und verhalf den Kumpels als nahrhafte Pausenmahlzeit, mit Senf und einem Brötchen, zu neuer Kraft. Besonderer Arbeitseinsatz wurde von den Minenbesitzern schon mal mit einem Viertelring Lyoner, einem Weck und einer Flasche Bier belohnt.