Tief im Südosten Bayerns war Wild seit jeher wichtige Nahrungsgrundlage. Nicht umsonst spielt die Jagd bis heute im regionalen Brauchtum in Form von gamsbartbehüteten Schützenfesten oder in Legenden um heldenhafte Wilderei eine zentrale Rolle.
Unter Ruhpoldinger Hirschziemer versteht man einen in gewürztem Rotwein und Essig mit Wurzelgemüse gebeizten Hirschrücken, der in gut zwei Tagen so zu einer Art Sauerbraten wird. Gespickt und gewürzt vor allem mit Wacholderbeeren und Rosmarin wird das Fleisch am Stück gebraten. Aus dem entstehenden Fond und der Beize wird mit Butter und Rahm eine kräftge Soße aufmontiert. Regionaltypische Beilagen bilden Kartoffelknödel und Rotkohl, der in der bayrisch-kulinarischen Farblehre Blaukraut heißt.
Ruhpoldinger Hirschziemer
Der Begriff Ziemer entstammt der Jägersprache und meint die beiden länglichen Muskelstränge des Rotwildes, die sich seitlich der Rücken-Wirbelsäule befinden. Auch dem Dam- oder Rehwild sowie dem Schwarzwild wird die vor allem zum langsamen Braten geeignete Fleischpartie entnommen.
Der als effektive, weil elastische und praktisch unzerstörbare Schlagwaffe gebrauchte Ochsenziemer kommt dagegen nicht aus dem Rücken eines Tieres. Er wird aus dem Penis eines Ochsen hergestellt. Das Teil wird zu einem bis zu 1m langen Strang gedreht und getrocknet. Und diente dann schon auch mal zum schmerzhaften Antreiben der überlebenden Ochsen, wenn sie des Karrens oder des Pfluges überdrüssig waren und sich deshalb nicht so verhielten, wie es sich ziemt. Heute dürfen allenfalls noch Jagd- und andere Hunde ihr Gebiss an den zähen Strängen üben.