Ulis Culinaria

Reims

Bereits aus dem 16.Jh. ist überliefert, dass die Bäcker der Champagnerstadt zu festlichen Anlässen wie z.B. den Jahrestagen von Königskrönungen in der berühmten gotischen Cathédrale Notre-Dame de Reims oder zu wichtigen kirchlichen Feiertagen ein üppiges Gewürzbrot buken. Erst vor wenigen Jahren wurde die in Vergessenheit geratene Tradition in Form des Pain d’épices de Reims wiederbelebt. Honig, Zitronenzesten, Orangenaroma, Anis und weitere Zutaten verleihen dem Pfefferbrot die geschmackliche Fülle, feine Körnchen von karamellisiertem Zucker den besonderen, knackigen Biss.

Pain d'épices de Reims

Das Biscuit rose de Reims erhält durch den aus Cochenilleschildläusen (Dactylopius coccus) gewonnenen Farbstoff →Karmin eine rosarote Färbung. Nach dem zweifachen Backen ist das Biskuit so hart, dass es vor dem Genuss bevorzugt in Champagner oder Rotwein getunkt wird.

Biscuit rose de Reims

Mit dem zweiten Ofengang nutzten die Bäcker, wenn das Brot fertig war, die Restwärme des Ofens zum Trocknen der zuvor aus Mehl, Eiern und Zucker gebackenen und mit Vanille aromatisierten Kekse.

Marcel Proust erwähnt in seinem autobiografisch-philosophischen Werk À la recherche du temps perdu die biscuits de Reims zusammen mit den rillettes de →Tours.

Biscuits und Champagne

Asterix und Obelix brachten übrigens den berühmten Schaumwein aus Durocortorum in Amphoren – also historisch doch etwas verfrüht – von ihrer Tour de Gaule in ihr gallisches Dorf mit. Denn →Dom Pérignon, der Erfinder der méthode champenoise, kam dafür dann doch ein paar Jahrhunderte zu spät.

Vinaigre de Reims

Seit die alten Römer den Weinbau in die französische Champagne brachten, wird in deren Hauptstadt auch Vinaigre de Reims hergestellt. Dementsprechend basiert die flüssige Würze auf den Rebsorten, aus denen der prickelnde Champagne gekeltert wird: die roten pinot noir und meunier sowie der weiße chardonnay. Der Essig lagert bis zu sechs Jahren in Eichenfässern und erhält dabei seine Bernsteinfarbe und das milde, leicht holzige Aroma.

Der einst großen Tradition des Essigs aus Reims und dessen Verwendung zur Konservierung von kleinen Gurken im Glas verdanken die rémois, die Bürger von Reims, den Spitznamen cornichons.

Moutarde de Reims

Unter Verwendung dieses Essigs produziert man ebenfalls seit langem die Moutarde de Reims, einen Senf, der sich vor allem durch intensiven Einsatz verschiedenster Würzbeigaben auszeichnet.

Auch der Wein, der beim Degorgieren der Champagnerflaschen zur Entfernung des Hefesatzes anfällt, wurde für den Senf genutzt. Nach Ansicht vieler Feinschmecker kann er mit dem berühmteren Pendant aus →Dijon durchaus mithalten.

Allerdings haben in Reims beide Produktionen, die des Senfs und die des Essigs, in den letzten Jahrzehnten abgenommen, nur noch ein namhafter Herstellungsbetrieb ist geblieben. 

Etwa 40km östlich von Reims nimmt man den Senf gerne zu den berühmten Pieds de cochon de →Sainte-Menehould, diesen stundenlang gekochten und dann butterzarten Schweinsfüßchen!