Ulis Culinaria

Pontoise

Das Städtchen Pontoise, wenige Kilometer nordwestlich von Paris im Val d’Oise gelegen, war seit dem Mittelalter Hauptstadt der historischen Region Vexin français, aus der die Bevölkerung der Hauptstadt mit Weizen und anderen landwirtschaftlichen Nahrungsmitteln versorgt wurde. Auch der feine, kräftig grün und violett gefärbte Chou de Pontoise, der seit dem 16.Jh. hier angebaut wird, kam über →Les Halles de Paris in die städtischen Küchen und bot gerade in den Wintermonaten wichtige Vitamine und Nährstoffe. Die Sorte ist frostresistent und wird von November bis ins folgende Jahr hinein geerntet.

Chou de Pontoise

Unter französischen Feinschmeckern gilt der Chou de Pontoise wegen seines mild-süßlichen Geschmacks und wegen der zarten Struktur seiner Blätter als besonders delikates Mitglied der großen Familie der Kohlgewächse (bot. Brassicaceae). Es handelt sich um eine Varietät des Chou de Milan (Wirsing, Milano).

Nachdem der Kohl bis etwa 1980 fast völlig der Ausweitung der urbanen banlieue von Paris weichen musste und beinahe in Vergessenheit geraten war, erlebt er dank einer wachsenden Zahl traditionsbewusster Gemüsebauern und Gastronomen derzeit eine regelrechte Renaissance.

Die lockeren, weniger kompakt als beim Weißkohl gewachsenen Köpfe des Chou de Pontoise landen heute wieder auf den Herden namhaftester chefs in Paris wie im gesamten hexagone. Da die Nachfrage nach dem schmackhaften Gewächs die Produktion übersteigt, gehört es nicht unbedingt zum Billigangebot der Märkte.

Die Kohlköpfe bedeckten noch im 19.Jh. weite Flächen um Pontoise wie ein grün-violetter Teppich, was etliche impressionistische Maler wie Monet, Cézanne und Pissarro zu farbenfrohen Gemälden anregte. Camille Pissarro, der in den 1860er-80er Jahren zeitweise in Pontoise wohnte, wird sogar mit einem kleinen Museum geehrt. Auf der offiziellen städtischen Webseite kann man einen →virtuellen Rundgang durch die Ausstellung machen.

C.Pissarro, Pontoise, 1882