Ulis Culinaria

Polignano a Mare

Das Städtchen wenige Kilometer südlich der apulischen Hauptstadt →Bari lebt im Wesentlichen vom Tourismus und von der Landwirtschaft. In letzterem Sektor wird mit der Carota giallo-viola di Polignano eine nur hier angebaute Karotten-Varietät präsentiert.

Carota giallo-viola di Polignano

Bastinaca di San Vito

Die Wurzel zeigt sich von außen mit leuchtendem Gelb, Orange oder mit tiefdunklem Violett, das Innere ist gelb oder orangefarben. Kulinarisch zeichnet sich die Karotte durch intensive Süße aus. Diese wird durch besondere Würzigkeit ergänzt, die das Wässern der sandigen Böden in Meersnähe durch leicht salziges Brackwasser mit sich bringt. Wegen dieser geschmacklichen Breite findet man die dreifarbigen Wurzeln in Vorspeisen, als Beilage zu Fisch und Fleisch sowie in raffinierten Desserts oder auch in Süßgebäck.

Im lokalen Dialekt wird die Karotte nach einem Ortsteil von Polignano auch Bastinaca di San Vito genannt. Gleichzeitig wird so an eine ebenfalls zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae) gehörende Verwandte, die Pastinake erinnert.

Die Carota di Polignano gehört zu den →Presidi Slow Food und ist als →PAT gelistet.

Ein schönes Beispiel für eine Karotten-Süßigkeit:

In Süditalien liebt man bocconotti. Der Name, abgeleitet von bocca für den Mund und dann von boccone (Happen) bzw. bocconcino (Leckerbissen), verrät, dass es sich um kleine Köstlichkeiten handelt, die man mit einem Bissen verspeist. Die in mundgerechter Größe gebackenen Mürbeteig-Pastetchen werden, je nach Herkunft und Anlass, mit Mandelcreme, Konfitüre, Schokolade, Pudding und anderen Leckereien gefüllt.

Wenn man – abseits jeglicher ernsthafter Etymologie! – bei der Endung -notto an la notte, die Nacht denkt, könnte man bocconotto auch als Häppchen zur Nacht, also mit dem schönen deutschen Betthupferl übersetzen. Und in der Gegend um Polignano tragen dann eben auch gerne mal die farbenfrohen Karotten im Inneren eines Bocconotto zu jener Süße bei, die süße Träume verspricht …!

bocconotti