Ulis Culinaria

Piacenza

Die Kunst, Schweinefleisch durch Salzen, Trocknen und Räuchern zu einem haltbaren Lebensmittel zu verarbeiten, wird auch in Piacenza seit langem praktiziert. Ein Bodenmosaik aus dem 12.Jh. in der Kirche des San Savino zeigt in einem Tierkreis verschiedene handwerkliche Tätigkeiten. Im Zeichen des Zentaur als Bogenschütze (sagittarius), im Dezember, ist ein Metzger beim Zerlegen eines Schweines dargestellt.

Die Metzger der Stadt in der Emilia-Romagna, am rechten Ufer des Po gelegen, haben schon 1996 für gleich drei Wurstspezialitäten das begehrte →DOP-Siegel erhalten: Coppa piacentina, Pancetta piacentina und Salame piacentino, alle drei aus Schweinefleisch unter Beigabe von reichlich Pfeffer und anderen Gewürzen, aber fein dosiertem Salz gefertigt. Für die Schweine gelten die gleichen Bedingungen wie für die Artgenossen, die den Rohstoff für den prosciutto aus →Parma liefern.

Coppa piacentina

Pancetta piacentina

Salame piacentino

Für eine coppa wird ein Muskelstrang verarbeitet, der sich beim Schwein zu beiden Seiten der Halswirbelsäule befindet, sodass also pro Tier lediglich zwei Exemplare hergestellt werden können. Der Muskel wird im Ganzen ausgelöst und mit Gewürzsalz eingerieben, während der Salzung wird das Fleisch mehrmals kräftig durchgeknetet, damit die Aromen bis in den Kern eindringen können. Anschließend wird es in die pelle di sugna gehüllt. Damit dieses empfindliche Gewebe aus dem Bauchfell des Schweins nicht reißt, wird die Coppa dicht verschnürt. Nach einer mehrtägigen Ruhezeit in der Kühlung trocknen und reifen die zylindrischen Gebilde mindestens sechs Monate in von warmer Luft durchwehten Räumen.

Metzgereitechnisch ist die coppa ein Mittelding: als unzerkleinertes Fleischteil mit Salzung und Lufttrocknung ist sie eigentlich ein Schinken, das Abfüllen in das Bauchfell (ohne DOP-Siegel wird auch Rinderdarm verwendet) macht sie allerdings zur Wurst. So oder so bieten die hauchdünn geschnittenen, kräftig rot-weiß marmorierten Scheibchen der fertigen coppa piacentina zart-mürbe Konsistenz und würzigen, leicht süßlich-nussigen Wohlgeschmack.

In der Abfolge von Einreiben mit gewürztem Salz, Ruhephase sowie mehrmonatiger Trocknung und Reifung ähneln die beiden anderen DOP-Produkte der coppa. Für die pancetta wird Bauchspeck (it. pancettone, von pancia für den Bauch) aufgerollt und verschnürt, sodass nach dem Aufschnitt ein spiralförmiges Wechselspiel von weißem Fett und leuchtend rotem Fleisch sichtbar wird. Die salame beteht aus magerem, grob gewürfeltem Muskelfleisch und 10 bis 30% fetten Teilen.

Das italienische Adjektiv tondo bedeutet rund.

Eine fast kugelrunde, gut orangengroße Zucchinisorte (Cucurbita pepo pepo) mit kräftigem Geschmack findet man als Tondo di Piacenza auf dem Markt. Sie ist praktisch identisch mit der französischen Ronde de →Nice. Samen für die dunkelgrüne, manchmal fast schwarze Sorte findet man für den Privatgarten im Fachhandel. Wie bei den bekannteren gurkenförmigen Zucchini lassen sich auch beim tondo die Blüten mit Ausbackteig zu einer feinen Vorspeise fritieren. Wegen ihrer geringen Größe eignen sich die tondi auch zum Füllen mit Hackfleischmasse, wobei eine im Ofen geschmorte Frucht gerade eine Portion ergibt.

Tondo di Piacenza

Die internationale Sprache der Schönen Künste ist das Italienische, so wie das Französische für die Kochkunst.

Mit Tondo wird ein Rundbild bezeichnet. Wie bei der rot-weißen Rübe aus →Chioggia passt das auch hier zu dem hübschen Anblick, der sich beim Querschnitt der Frucht zeigt.