Ulis Culinaria

Padova

In der Ebene des Veneto gackert die mit einer prächtigen Federhaube geschmückte

Gallina Padovana

(→SF), bis sie als schmackhaftes Geflügel in den Kochtopf oder den Backofen wandert. Die jahrhundertealte Hühnerrasse ist unter deutschen Züchtern als Paduaner bekannt (die Stadt wird im Deutschen Padua genannt). Das zarte, aromatische Fleisch der Vögel erinnert an das von Perlhuhn oder Fasan. Die Leber und andere Innereien werden mit Reis zum risotto de fagadini (it. fegato = Leber), einer beliebten Festspeise.

Gallina Padovana -

- höfisches Federvieh

Corte Padovana

Seit der Zeit des rinascimento gehörte die Haltung von hübschem und dazu noch wohlschmeckendem Geflügel zum Leben am Hofe der jeweiligen Herrschaften von Padua. Während der Renaissance entstanden in der vom Reichtum Venedigs begünstigten Region Venetien große Landgüter, die als corte padovana bezeichnet werden. Diese Paduaner Gehöfte gruppieren das herrschaftliche Wohngebäude, Stallungen und weitere Nutzgebäude um einen gemeinsamen Innenhof. Immer mal wieder musste das Großvieh in Kriegszeiten zur Versorgung der Heere abgegeben werden, sodass man sich mehr und mehr auf Klein- und Federvieh verlegte. Dabei spielten natürlich Wasservögel aus der Poebene eine wichtige Rolle.

Corte bezeichnet übrigens im Italienischen den Fürstenhof, während der Hühnerhof bassacorte, niederer Hof oder cortile, kleiner Hof genannt wird – wenn auch der Unterschied zuweilen nicht so groß gewesen sein mag.

Das italienische Landwirtschaftsministerium hat deshalb die gallina gemeinsam mit der oca (Gans), der anatra (Ente) und weiterem hier gehaltenen Federvieh unter der Sammelbezeichnung Corte Padovana als prodotti agroalimentari tradizionali (→PAT) anerkannt.

Zum höfischen Leben gehörten natürlich auch Pferde. Bis heute gehören Wurst- und Schinkenprodukte aus Pferdefleisch zum festen Angebot der regionalen salumerie.

Ebenfalls zu festlichen Anlässen, ursprünglich an Ostern, wird die Fugassa oder Focaccia Padovana aufgetischt, ein aus Hefeteig mit zuckergesüßter Eiermilch, reichlich Butter und Zitronenzesten gebackener Hefekuchen. Die Bezeichnung ist etwas irreführend. Unter den synonymen Begriffen fugassa/focaccia versteht man ansonsten flache, oft durchlöcherte Fladenbrote mit herzhaften Belägen, seltener auch in süßen Varianten (→Bari, Genova). In Frankreich kennt man die Gebäckgattung als fougasse (→Sète).

Fugassa Padovana

Hier handelt es sich jedoch um einen meist in der Ringform oder in einer Papiermanschette gebackenen Kuchen, der sich dank der Hefe hoch aufwölbt. Gegen ein unkontrolliertes Aufreißen der Oberseite wird diese deshalb vor dem Backen meist kreuzförmig eingeschnitten, sodass der Ausbund die Fugassa praktisch vierteilt. Als Verzierung werden oft Mandeln und/oder Hagelzucker aufgestreut. Dank des saftigen Buttergehaltes und einer geduldigen Teigführung hält der Kuchen mehrere Wochen lang seine Frische. Ein anderes italienisches Gebäck lässt sich mit der Fugassa aus Padua vergleichen, nämlich der viel berühmtere →panettone, der ebenfalls in der Papierhülle daherkommt und seinen Ursprung im Osterfest hat.