Ulis Culinaria

Pachino

Unter der südostsizilianischen Sonne reifen vier Sorten Tomaten (Solanum lycopersicum esculentum) als

Pomodoro di Pachino

(→IGP). 

Pomodoro di Pachino

Ciliegino macht dem Namen Ehre durch die kleinen, kirschroten und süßen Früchte (ciliegia = Kirsche). Tondo liscio, ebenfalls klein, glatt (liscio) und rundlich (tondo), wird dunkelgrün geerntet und hat einen würzigen, unverwechselbaren Geschmack. Grappolo heißt wörtlich Traube und beschreibt somit die Wuchsform der dritten Sorte. Die Tomaten kommen leuchtend grün oder rot in den Handel. Die älteste der vier Varietäten und die mit den größten Früchten heißt Costoluto. Auch hier weist der Name auf das Charakteristikum der Tomate hin, er bedeutet gerippt. Sie wird ganzjährig mit grün-rot-melierter Haut geerntet und ist als Wintergemüse beliebt.

costoluti

Wegen des Wuchses in hängenden Rispen werden alle vier Sorten der Pomodori di Pachino auch pendolino genannt (in →Napoli nennt man eine ähnliche Wuchsform piennolo). Weitere gemeinsame Merkmale sind der hohe Anteil an festem Fruchtfleisch mit wenig Kernen und ein für Tomaten bemerkenswerter Zuckergehalt. Kürzlich wurde die IGP-Gruppe um zwei ganz kleine Mitglieder erweitert, die gerne wie Tafelobst, also ohne weitere Zutaten, als leckerer Snack verspeist werden: Plum entspricht, wie der englischsprachige Name sagt, in Form und Größe einer Zwetschge, und Mini Plum erinnert an eine kleine Dattel, weshalb sie auch datterino genannt wird.

datterini

Der von der IGP erfasste Landstrich um Pachino und zwei Nachbarorte am Capo Passero, der Südspitze des sizilianischen Dreiecks (Provinz Siracusa), genießt die höchste Anzahl an Sonnenscheinstunden in ganz Europa. Trotzdem bringt die Nähe zum Meer oft heftige nächtliche Temperaturstürze mit sich. Dagegen wurden die Tomatenpflanzen, die vielen Landwirten in den 1970er Jahren als Ersatzkultur für den durch Schädlinge dezimierten Weinbau dienten, durch Abdecken mit Ziegelplatten, Opuntienblättern oder Strohmatten geschützt. Diese Techniken sind inzwischen durch solide Gewächshäuser oder Folientunnel abgelöst worden, (was das Landschaftsbild nicht eben verschönert …!). Neben den klimatischen Bedingungen bestimmen auch die Bodenbeschaffenheit und das relativ salzhaltige Grundwasser, das zur Bewässerung aus Brunnen gefördert wird, den besonderen Geschmack der Tomaten aus Pachino.

Plastik-Land

pesce spada e pomodori

Eine regionaltypische Verwendung finden sie in pesce spada e pomodori, wo sie mit kleingeschnittenem Schwertfisch (pesce spada) gedünstet und zu frischer Pasta genossen werden. Aber das feste Fleisch macht sie zu einem vielfältigen Gemüse für kalte und warme Zubereitungen.

Zu einem frischen Tomatensalat schmecken auch feine Scheibchen von Thunfisch-Bottarga, wie sie in →Marzamemi, quasi dem Hafen-Vorort von Pachino, produziert wird.