Ulis Culinaria

Montella

In der auch für ihre schwarzen Trüffel und wohlschmeckenden Nüsse bekannten süditalienischen Campania findet man die

Castagna di Montella

(→IGP seit 1992), die als Konserve wie Gemüsebeilage zubereitet oder als Mehl für vielerlei Backwerk verwendet wird. Schon in vorchristlicher Zeit wurden Kastanienbäume aus Kleinasien hier angebaut. Dichter schwärmten im 15./16.Jh. von den klaren Quellen, der reinen Luft und den hohen Kastanienwäldern um Montella. Zwei Drittel der Ernte finden auf Gemeindegebiet von Montella in der Provinz Avellino statt, der Rest verteilt sich auf wenige Nachbarorte. 90% macht die Sorte Palummina mit ihrem leicht süßlichen, weißen Kern aus.

Castagna di Montella

Eine für das Avellino typische, inzwischen aber in ganz Italien beliebte Zubereitung der Kastanien geht auf eine alte Legende zurück: Ein Mönch hatte den Esel, der seine Kastanienernte ins Kloster tragen sollte, anscheinend so schlecht gefüttert oder auch so überladen, dass dieser unterwegs stürzte und die Säcke in einen Bach fielen. Um die nassen Früchte zu retten, legte der Mönch sie in einem wohlbeheizten Raum auf Holzgitter und ließ sie zwei Wochen lang trocknen. Anschließend verpasste er ihnen im heißen Brotbackofen noch eine kurze, aber intensive Röstung, was ihnen kräftig-würzigen Geschmack verlieh. Um die jetzt aber steinhart gewordenen Kastanien wieder genießbar zu machen, legte er sie in ein Wasser-Wein-Gemisch und kochte sie kurz auf. Nach dem findigen Mönch nennt man die so behandelten Samenkerne noch heute castagne del prete (Priesterkastanien) oder caldarroste (Heißgeröstete).

Diese und viele weitere kulinarische Verwertungen der Waldfrucht lassen sich jährlich nach der herbstlichen Ernte bei der Sagra della Castagna di Montella im November kosten. Vom primo piatto mit →panzerotti, kastaniengefüllten Teigtäschchen, bis zum dolce aus köstlicher Kastaniencreme. Und in den Kastanienwäldern gedeihen zur gleichen Jahreszeit viele essbare Pilze, die gerne bei dem Feinschmeckerfest mitspielen.

Nur noch selten werden die Kastanien getrocknet und zu Mehl gemahlen. Bis ins vergangene Jahrhundert hinein war dies allerdings die wichtigste Verwendung, da in der Region kaum Getreideanbau möglich war. So wurden die Waldfrüchte zum Grundnahrungsmittel mit dem Beinamen pane dei poveri, Brot der Armen.