Ulis Culinaria

Metz

1934 erfand der Patissier Léon Bohr in der Hauptstadt der Lorraine eine süße Köstlichkeit, die er sich unter dem Namen Boulet de Metz registrieren ließ. Es heißt, er wollte so an die oft kriegerische Geschichte der Stadt im immer wieder umkämpften Gebiet Alsace-Lorraine erinnern. Eine faustgroße, tatsächlich an Kanonenkugeln erinnernde runde Form aus Biskuitteig wird mit →ganache oder Karamelcreme gefüllt und mit marzipanartiger Creme (pâte d’amandes bzw. frangipane), gerösteten Haselnuss-Splittern und dunkler, zartbitterer oder heller Schokolade überzogen. Die boulets gibt es auch in Pralinengröße als süßes Häppchen.

Boulet de Metz -

- süßes Kanonenfutter

Der mittlerweile praktisch weltweit verbreitete Brauch der bunt gefärbten oder bemalten Ostereier geht auf das vorösterliche Fastengebot der katholischen Kirche zurück. Die über 40 Tage angesammelten Eier wurden nach Karfreitag vor allem an Kinder verschenkt – oder, wie auch in Metz, zum Backen von Kuchen verwendet. Ein Teig, bei dem neben reichlich Butter auch ungewöhnlich viele Eier in die Rührschüssel wandern, ist die brioche (→Saint-Brieuc).

Dieser Hefeteig bleibt nach dem Backen auch an der Oberfläche weich, was die Brioche von anderem Weißmehlgebäck wie z.B. dem französischen National-Brot, der knusprigen baguette abhebt (→Paris). In Metz teilt man den Teig in drei gleiche Stränge, die zu einem dicken Zopf, frz. tresse, geflochten werden. Die Brioche tressée de Metz entspricht also im Deutschen, das in Lothringen neben Französisch und dem allemannischen lorrain francique noch hie und da gesprochen wird, dem Hefezopf. Längst wird er nicht mehr nur zum Osterfest gebacken, sondern gehört zum ganzjährigen Standardangebot der viennoiserie, der nach →Wien benannten französischen Feinbäckerei.

Brioche tressée de Metz

Seit dem Mittelalter wird entlang der lothringischen Flüsse Meuse/Maas und Moselle/Mosel die Mirabelle Prunus domestica syriaca angebaut. Inzwischen ist Mirabelle de Lorraine eine →IGP. Sie wächst offiziell in zwei Varietäten, der

Mirabelle de Metz

und der etwas größeren Schwester aus →Nancy. In beiden Städten finden alljährlich große Feste zu Ehren des goldgelben Früchtchens statt, bei denen natürlich die gesamte Bandbreite der kulinarischen Verwendbarkeit (von allerlei Backwerk über Konfitüren bis zu hochprozentigen Bränden) von der jeweiligen Reine de la mirabelle präsentiert wird.

Mirabelle de Metz