Ulis Culinaria

Maastricht

Unlösbar ist der Name der niederländischen Stadt mit dem Vertrag von 1992 verbunden, der die Grundlage für die Entwicklung der Europäischen Union darstellt. Und damit natürlich auch mit den europaweiten Bemühungen um Produkt- und Namensschutz für besondere landwirtschaftliche Lebensmittel, wie er mit den in diesem Lexikon zahlreich zitierten →Herkunftsbezeichnungen praktiziert wird.

Die Wiege der Europäischen Union

Maastrichts Zuurvlees und Rheinischer Sauerbraten - zwei gute Nachbarn

Kulinarisch liebt man hier, in der südniederländischen Provinz Limburg, eine Fleischzubereitung, die auch auf vielen deutschen Herden praktiziert wird: Beim Maastrichts Zuurvlees (Sauerfleisch) wird die Soße des zuvor mit Zwiebeln, Loorbeer, Gewürznelken u.a. in Essig eingelegten Schmorbratens zum Schluss mit zerbröseltem peperkoek (Pfefferkuchen) nicht nur gebunden, sondern zusätzlich gewürzt. Das nicht weit entfernte Rheinland lässt mit dem Sauerbraten grüßen, bei dem die Printen aus →Aachen oder spezieller Soßenlebkuchen den gleichen Zweck erfüllen. Zusätzlich mildert der Lebkuchen die Säure des zum Beizen verwendeten azijn, des Essigs. Gerne gibt man noch ein paar gute Löffel appelstroop dazu (→Gouda). Das fast schwarze, süßsaure und zähflüssige Apfelsirup aus stark eingekochtem Apfelsaft ist bei uns als Apfelkraut ein beliebter Brotaufstrich, in den letzten Jahren aber etwas aus der Mode gekommen ‒ leider!

Während man den Rheinischen Sauerbraten meist am Stück zubereitet und am Tisch tranchiert, wird das limburgische Pendant (es kommt in Dialektform auch oft als Limburgs Zoerfleisj auf die Speisekarte) meistens vor dem Schmoren, oft auch schon vor dem Beizen, in Würfel oder Streifen geschnitten. Damit kommt es eher wie ein Gulasch bzw. wie ein Ragout auf den Teller. 

Aber niederländisch-deutsche Einigkeit besteht in der bevorzugten Kombination mit aardappels, also Kartoffeln. Weil es sich so schön mit der Sauce vermengen lässt, lieben viele das Püree.

In Belgien, das im Dreiländereck bei Maastricht angrenzt und wo man das Sauerfleisch ebenfalls schätzt, sind – man hat sie ja schließlich erfunden! – pommes frites bevorzugt. Natürlich nehmen auch Klöße, Kroketten, Gratin oder andere Kartoffelbeilagen gut die Sauce auf. Weitere übliche Beilagen sind Apfelmus oder Rotkraut.

Früher nahm man für den sauren Braten, wie im Rheinland auch, paardenvlees (Pferdefleisch), das allerdings heute meist durch Rind ersetzt wird. Pferdemetzgereien sind hier wie dort rar geworden. Beim Pferdefleisch diente die Essigbeize im Wesentlichen als Zartmacher. Beim Rindfleisch, meist aus Schulter oder Keule, behält man die Zubereitung vor allem wegen des Geschmacks bei.