Ulis Culinaria

Leonforte

Fruchtbares Land am Etna

Im 17.Jh. wurde das Städtchen im Herzen Siziliens vom Adelshaus Branciforti gegründet und nach dem starken Löwen getauft, der das Familienwappen zierte. Ein Grund für die Ansiedlung waren die zahlreichen Mühlen, die in der gewässerreichen Region schon damals einen wichtigen wirtschaftlichen Faktor darstellten. Auf der  Mischung aus vulkanischem Gestein und lehmigen Sedimentböden am Fuß des aktiven Vulkans Etna gedeihen seit jeher neben Getreide allerlei andere nützliche Pflanzen, so auch Prunus persica, der Pfirsichbaum.

Die Landwirte aus Leonforte haben für dessen Früchte eine besondere Anbaumethode entwickelt. Wenn sich im Frühjahr die ersten Fruchtansätze bilden, regnet es hier noch häufig. Um die jungen Pfirsiche vor Fäulnis zu schützen, werden sie, wenn sie etwa Kirschgröße erreicht haben, einzeln in Pergamentpapier gehüllt, das den Regen abhält, aber Licht und Luft durchlässt. Zudem bietet das Tütchen Schutz vor Insekten, die sich in den folgenden heißen und trockenen Sommermonaten gerne über süßes Obst hermachen. Somit erübrigt sich auch jeglicher Einsatz von chemischen Spritzmitteln.

Pesca tardiva di Leonforte

Unter dieser behutsamen Kultur entstanden zwei spätreife (it. tardivo) Pfirsichvarietäten, die als Pesca tardiva di Leonforte vermarktet werden: Bianco und Giallone di Leonforte. Bei der Ersteren sind, wie der Name sagt, Schale und Fruchtfleisch sehr hell, bei der Zweiten zart gelb. Da die Ernte meist erst im September beginnt, wenn andere Pfirsiche längst vom Markt verschwunden sind, werden die pesche auch als settembrina bezeichnet. Vom Anbringen der Pergamenttütchen mit Draht bis zur schonenden Ernte, bei der unbedingt der Stiel an der Frucht bleiben muss, und zum erneuten Verpacken jeder einzelnen, makellosen Frucht für den Verkauf ist reine Handarbeit erforderlich.

Dieser Vorrang des Qualitätsanspruchs vor Massenproduktion wurde 2010 mit dem Siegel einer IGP für Leonforte und drei Nachbarorte gewürdigt.

Lenticchia nera di Leonforte

Jährlich am ersten Oktoberwochende feiert man die besonderen Pfirsiche mit der Sagra delle Pesche e dei Prodotti Tipici, gemeinsam mit anderen regionalen landwirtschaftlichen Erzeugnissen wie den Tomaten, Oliven und anderen Früchten, für die das Land um den Etna berühmt ist. Zwei Raritäten, zwar ohne Namensschutz, aber doch eine Probe wert: Die Lenticchia nera di Leonforte, eine uralte, schwarze Linsensorte

Cecio nero di Leonforte

und, ebenso schwarz, der Cecio nero di Leonforte, eine Kichererbse, die sich wegen ihrer langen Kochzeit besonders für Suppen und Eintöpfe eignet, dafür aber spezielle Aromen mitbringt.