Ulis Culinaria

Kaliningrad

Bis 1946 hieß die heute russische Exklave zwischen Litauen und Polen Königsberg.

Die sicher bekannteste mit diesem Namen verbundene kulinarische Spezialität sind die Königsberger Klopse.

Königsberger Klopse

Am Königsberger Dom (Hintergrund) befindet sich das Grabmal des Königsberger Philosophen Immanuel Kant

Gemischtes Hackfleisch von Schwein und Rind oder Kalb wird mit zerriebenen Sardellen, altbackener Weißbrotkrume, fein gehackter Zwiebel und Ei verknetet und zu etwa aprikosengroßen Klößchen, auf ostpreußisch Klopsen, geformt. Die Masse wird nur dezent gewürzt, denn die Sardellen bringen schon reichlich Geschmack mit. In einem gesalzenen Sud mit Lorbeer, ganzen Pfeffer- und Pimentkörnern sowie Zwiebeln werden die Bällchen sanft gargezogen. Manchmal kommt noch ein Schuss Weißwein oder Essig in den Topf.

Traditionell serviert man zu den Königsberger Klopsen Salzkartoffeln. Gerne wird auch ein Glas mit eingelegter Roter Bete aufgemacht.

Die gegarten Klopse werden herausgenommen und warmgestellt. Einen Teil des abgeseihten Suds benutzt man zur Zubereitung einer hellen Mehlschwitze, die mit Sahne und Eigelb sämig aufgerührt wird. Bevor die Klopse zum Servieren wieder eingelegt werden, rundet man die weiße Sauce mit einer guten Handvoll Kapern und einem Spritzer Zitronensaft oder abgeriebener Zitronenschale ab. In manchen Küchen werden dem Hackfleisch statt der Sardellen Salzheringe beigemengt, dann nennt man das Gericht auch Heringsklopse.

Auf Speisekarten und in Kochbüchern der DDR wurde das Gericht neutral als Kochklopse bezeichnet, um den als revanchistisch empfundenen Namen Königsberg zu vermeiden. Ein Zeitpunkt für die Enstehung des Rezeptes oder eine begründete Beziehung zur früheren ostpreußischen Residenzstadt lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Doch gibt es bereits in Kochanleitungen aus dem 19.Jh. Erwähnungen der Königsberger Klopse.

Die Königsberger Klopse gehören auch zu den außergewöhnlichen Koch-Rezepten des Geheimagenten wider Willen Thomas Lieven, so der Untertitel des kulinarischen Romans Es muss nicht immer Kaviar sein von Johannes Mario Simmel.

In Gemüsesud mit reichlich Essig gegarte Kalbskutteln kommen als

Königsberger Fleck

auf den Tisch.

Königsberger Fleck

Die Suppe wird mit einer hellen Mehlschwitze gebunden, wichtigstes Gewürz ist Majoran. Früher gehörten Stände zum Stadtbild, an denen die Kuttelsuppe tellerweise im Straßenverkauf angeboten wurde.

Fleck ist ein in vielen osteuropäischen Ländern gebräuchliches deutschsprachiges Synonym für Kutteln, manchmal werden beide Ausdrücke quasi in Doppelung zu Kuttelfleck verbunden. Im Polnischen steht hierfür Flaki. Bulgaren nennen ihre Kuttelsuppe schkembe tschorba, in der benachbarten Türkei gilt die meist recht scharf gewürzte işkembe çorbası als Nationalgericht.

In etlichen Gegenden Deutschlands, nur kaum noch in Kaliningrad wird das

Königsberger Marzipan

hergestellt. Viele der Betriebe wurden jedoch von Familien gegründet, die im Zuge der Kriegs- und Nachkriegswirren aus dem damaligen Königsberg in den Westen geflohen waren.

Früher behauptete man, ähnlich wie in →Lübeck, das Marzipan sei hier schon im 16.Jh. als Notspeisung erfunden worden, als nach Missernten im Getreide eine Hungersnot drohte. Aber hier wie dort hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass ausgerechnet Mandeln, die bekanntlich an der Ostsee nicht gedeihen, und der damals noch als Luxusartikel gehandelte Zucker kaum als Brotersatz gedient haben können.

Königsberger Marzipan

In der Produktfamilie →Marzipan unterscheidet sich das Königsberger Marzipan durch einen merklichen Anteil an Bittermandeln in der Rohmasse und durch die bräunliche, knusprig anmutende Oberfläche, die durch Abflämmen oder Überbacken des Marzipanlaibes entsteht. Dieses Merkmal teilt man sich mit dem Mazapán aus dem spanischen →Toledo.

Die Bezeichnung Königsberger Marzipan hat nichts mit einer geschützten Herkunft zu tun. Sie wird als Gattungsbezeichnung für das abgeflämmte und damit knusprige Marzipan gebraucht.

Häufig wird das Marzipan zu kleinen Törtchen mit einem typisch geriffelten Rand geformt, die mit kandierten Früchten, Gelee oder süßer Creme gefüllt werden. Diese Form steht im Konditorenlehrbuch als Randmarzipan.