Die lange Geschichte und die Lage der Stadt am Bosporus, der euopäisch-asiatischen Nahtstelle, haben Istanbul zu einem Treffpunkt unterschiedlichster Kulturen gemacht. Eine sehr vergnügliche Methode, sich durch das scheinbare Chaos zu manövrieren, ist, die sprichwörtliche orientalische Gastfreundschaft mit offenen Augen, mit geblähten Nasenflügeln und mit aufnahmebereitem Gaumen zu erwidern.
Ein Glas Tee vor der nächtlichen Kulisse der Stadt mit dem Kız Kulesı, dem Mädchenturm (oder Leanderturm) vor dem asiatischen Ufer des Bosporus.
Ziel der größten Touristenströme ist der Kapali Çarşı, der riesige überdachte Markt.
Kulinarisch interessanter ist der Mısır Çarşısı, etwas bergab in Richtung Galata-Brücke. Der Ägyptische Markt und die unzähligen kleinen Läden drumherum bieten alles, was man für die osmanische, die jüdische, die venezianische, die italienische und weitere Küchen benötigt, die alle in Istanbul ihre Spuren gelegt haben.
Allein die in den typischen bunten Pulverkegeln präsentierten Gewürze bieten ein optisches und olfaktorisches Schauspiel!
Und dazwischen wuseln die Teeverkäufer mit ihren Schaukeltabletts voller dampfender Gläschen und die Simit-Händler mit ihren Sesamkringeln in den gläsernen Schaukästen auf Rädern umher, um Händler und Kunden bei Laune zu halten.
Den etwas größeren Hunger kann man mit einer Portion kokoreç stillen, einer würzigen Zubereitung aus gegrillten oder gebratenen Lammkutteln. Die werden, wie überall in der Türkei, in ein aufgeschnittenes pide, das bekannte Fladenbrot gepackt und als Snack aus der Hand genossen. Manchmal stecken sie auch in länglichen Brötchen, die man hier, in Würdigung der französischen →baguette, francala nennt. Und in Istanbul gehören zum Kokoreç reichlich gehackte Zwiebeln und Tomaten.
Durch die Landflucht der letzten Jahrzehnte leben immerhin rund ein Fünftel der Landesbevölkerung in der Metropole am Bosporus. Die Istanbuler Gastronomie bietet folglich einen Querschnitt der türkischen Regionalküchen. Welche kulinarische Vielfalt sich da bietet, lassen die in Westeuropa entstandenen Döner- und Lahmacun-Schnellrestaurants auch nicht annähernd erahnen!
Darüberhinaus herrscht in den Küchen der gehobenen Hotellerie der internationale Standard, der nach wie vor auf der klassischen französischen Küche fußt.
An die Vergangenheit unter dem Namen Konstantinopolis erinnert das griechische Gericht
Anginares alá Politá,
geschmorte Artischocken mit Kartoffeln und Karotten, die warm als Beilage oder kalt als Salat gegessen werden.
Eher ein Zeugnis der mitteleuropäischen Orientbegeisterung des 19.Jhs. ist die
Crème Stamboul,
eine pürierte Reissuppe mit Tomaten, die mit halbmondförmigen Croutons serviert wird.