Ulis Culinaria

Heidelberg

Das 19.Jh. ist für seine zumindest nach außen zur Schau getragene Prüderie bekannt. So war es selbst in der aufgeschlossenen Studentenstadt am Neckar zuweilen nicht so einfach, ungestörten Kontakt zwischen den Geschlechtern herzustellen. Hierfür entwickelten sich bestimmte, gesellschaftlich akzeptierte, weil von Gouvernanten und Anstandsdamen überwachte Treffpunkte.

der

Heidelberger Studentenkuss

süßer Annäherungsversuch

Eine solche Kontaktbörse war das Café Knösel an der Heiliggeistkirche im historischen Zentrum der Studentenstadt. Dessen findiger Betreiber Fridolin Knösel bot seinen männlichen studentischen Gästen eine raffinierte Möglichkeit der Kontaktaufnahme zu den jungen Damen:

Er stellte erstmals 1863 talergroße Pralinen aus Nougat und Zartbitterschokolade auf einer Waffelunterlage her, die er einzeln in kleine Schächtelchen verpackte. Dass in diesem scheinbar unverfänglichen Präsent auch mal ein Zettelchen mit einer handschriftlichen Botschaft an die Angebetete enthalten war, entging – hoffentlich ‒ der gestrengen Anstandsbegleiterin.

Noch heute vertreibt die →Chokoladen-manufaktur & Chocolaterie Knösel in der Haspelgasse 16 den Heidelberger Studentenkuss. Das Schächtelchen (sowie das Schild an der Hausfassade) ziert die scherenschnittartige Darstellung eines Studenten und einer jungen Dame kurz vor dem Kuss …