Ulis Culinaria

Genzano di Roma

Gut' Brot will Weile haben - Pane casareccio di Genzano

Die Bäcker des Ortes im Lazio, dem Umland von Roma, bieten ein rustikales Brot unter dem Namen

Pane Casareccio di Genzano

an (casareccio = hausgemacht). Die seit Jahrhunderten unverändert gebackene Spezialität hat 1997 als erstes italienisches Brot die IGP-Zertifizierung erhalten.

Pane casareccio di Genzano

gut Ding will ...

Der sorgsam geführte Hefeteig wird zu runden Laiben (pagnotte) oder zu dicken, länglichen Stangen (filoni) geformt, mit Kleie abgestreut und im Holzofen (im regionalen Dialekt soccia genannt und traditionell mit Kastanienholz befeuert) gebacken, bis eine luftige, elfenbeinfarbige Krume von einer dunkelbraunen, knackigen, etwa 3mm dicken Kruste mit kräftigem Röstgeschmack umhüllt wird.

Früher haben die Frauen frühmorgens ihre zuhause gekneteten Brote in den gemeinschaftlichen Dorfofen geschoben und nach Haus- und Feldarbeit wieder abgeholt. Ihr eigenes Brot konnten sie durch individuelle Zeichen wiederfinden, die sie als Ausbund in die Oberfläche geritzt hatten.

... Weile haben!

Bereits im 16.Jh. soll dem Papst im nahen Vatikan ein solches Brot geschenkt worden sein und so gut geschmeckt haben, dass sich der Ruf des pane casareccio aus Genzano in ganz Rom verbreitete und die Frauen begannen, es über den Eigenbedarf hinaus für den Verkauf in der Hauptstadt zu backen. Hier und da haben inzwischen elektrische Backöfen die Holzöfen abgelöst, das →IGP-Etikett dürfen aber nur im forno a legna gebackene Brote tragen.

Blüten-Kunst

Seit dem 18.Jh. kennt man in Genzano den Brauch, an Corpus Domini, dem Fronleichnamsfest 60 Tage nach Ostern, die Wegstrecke für die kirchlichen Prozessionen mit Blumen auszustreuen. Die gesamte Fläche von annähernd 2.000m² wird für die Infiorata di Genzano in eine kurzzeitige Galerie verwandelt. Denn aus Blütenblättchen in allen Farben des Regenbogens entsteht ein regelrechter Teppich aus Kunstwerken mit historischen, religiösen oder auch ganz weltlichen Motiven.

Brösel-Kunst

Die Bäcker der Stadt treiben es dabei etwas weniger bunt:

Sie gestalten ihre Bodenbilder nicht aus Blütenblättern, sondern aus Mehl, verschiedenfarbigen Getreidekörnern und aus Bröseln, die im Lauf des Jahres beim Backen und Schneiden auch des pane casareccio angefallen sind.

Nicht velwechsern:

Es gibt in Italien noch einen weiteres Genzano.

Das liegt allerdings 300km südwestlich des hier gemeinten Ortes und heißt vollständig Genzano di Lucania, benannt nach der historischen Landschaft, die sich weitgehend deckt mit der heutigen Region Basilicata.

Und von einem derart besonderen Brot wie in Genzano di Roma ist hier nichts bekannt …