Wegen ihrer strategischen Lage an der Westseite des italienischen Stiefelabsatzes in der Region Puglia wurde die kleine Hafenstadt, gut 1.000 Jahre vor Christus von Griechen als Kallipolis, als schöne Stadt gegründet, immer wieder belagert.
Die noch heute sichtbaren Wehranlagen zeugen vom Widerstand der Bevölkerung auf der kleinen Insel, die über eine Brücke mit dem Festland verbunden ist. Platz für den Anbau essbarer Pflanzen während solcher Belagerungen bot das Eiland jedoch nicht.
Scapece gallipolina
Um dem drohenden Hunger zu begegnen, briet man Fisch und legte ihn mit Brotkrume und Essig in einem calette genannten Ton- oder Holzgefäß als Konserve ein.
Diese mit Safran gewürzte und grellgelb gefärbte Notspeise kommt heute noch als
Scapece gallipolina
(oder, regionalsprachlich, Scabéggio) auf den Tisch.
Die lange Tradition der Zubereitung wurde mit der Anerkennung als prodotto agroalimentare tradizionale ( →PAT) gewürdigt, als traditionelles landwirtschaftliches Lebensmittel.
Die Verwandtschaft zur französischsprachigen escavèche (→Chimay) ergibt sich neben der Namensähnlichkeit auch durch die Verwendung von Essig als Konservierungsmittel. Diese Methode der Haltbarmachung von Fisch oder Fleisch ist seit langem im gesamten Mittelmeerraum gebräuchlich. Die den Landes- oder Regionalsprachen angepassten Bezeichnungen gehen wohl auf den arabischen Begriff iskebech bzw. auf das persische sikdâg zurück. Die damit bezeichnete Kombination von Fleisch und Essig wird schon in den Geschichten aus 1001 Nacht erwähnt.
Aus Peru ist in den letzten Jahren das ceviche nach Europa gelangt (→Chiclayo). Bei dieser Zubereitungsmethode wird das Fleischeiweiß von sehr frischem Fisch oder Meeresfrüchten durch Marinieren in Limettensaft denaturiert, also quasi kalt gegart. Auch hier ist eine etymologische und praktische Nähe zum scapece durchaus erkennbar.
Eine vergleichbare Fischkonserve ist der bei uns seit langem bekannte Brathering.