Ulis Culinaria

Freckenfeld

Eine in der ganzen Pfalz beliebte Spezialität sind Dampfnudeln. Die gut faustgroßen Hefeteigklöße werden in einem großen, flachen Bräter, dessen Boden mit etwas Wasser und reichlich Salz bedeckt ist, gebacken, bis sie im Dampf rund und prall geworden sind. An ihrer Unterseite hat sich dann eine köstliche, goldbraune Salzkruste gebildet. Eine Kunst besteht darin, am Ende der Backzeit den Deckel so vorsichtig abzuheben, dass kein Wassertropfen auf die samtglatte Oberfläche der Nudeln fällt, da dies ehrenrührige Dellen verursachen würde. Verspeist werden die Dampfnudeln mit Vanillesauce, Fruchtkompott oder, vor allem in der weinreichen Vorderpfalz, mit einer kräftigen Weinsauce. Die knackige Salzkruste am Boden der Nudeln bildet hierzu einen wunderbaren Kontrast.

Dampfnudeln

als Friedensstifter

Da liegen sie, sorgsam geknetet und hefe-gewölbt. 

Ab in den Dampf!

Diese Köstlichkeit hat die Einwohner des Dorfes Freckenfeld im südöstlichen Winkel der Pfalz schon während des Dreißigjährigen Krieges vor Mord und Plünderung bewahrt. Schwedische Truppen durchzogen gerade marodierend den Landstrich und stellten auch die Freckenfelder vor die Alternative, sich mit ihrem Hab und Gut freizukaufen oder dem Untergang geweiht zu sein. In langen Verhandlungen führte schließlich die Tatsache, dass das Dorf schon zuvor zum lutherischen Glauben übergetreten war, dazu, dass die Schweden sich zum friedlichen Abzug bereit erklärten, bedungen sich aber noch eine anständige Wegzehrung aus.

Der Bäckermeister Johannes Muck fackelte nicht lange, ließ seine Frau und die Mägde literweise Weinsauce kochen und machte sich mit seinen Gesellen an’s Dampfnudel-Backen. Als die Schweden endlich wohlgesättigt, von der Weinsauce beseelt und friedlich abzogen, waren exakt 1286 der Hefenudeln durch die Töpfe und in die schwedischen Mägen gewandert!

Einige Zeit später erbaute der Enkel des heldenhaften Bäckers zu dessen Ehren eine aus zwei Torbögen bestehende Einfahrt zum Familienanwesen. In den Sandstein ließ er ganz genau 1286 halbkugelförmige Noppen meißeln.

In dem Anwesen befindet sich heute die Gemeindeverwaltung, und die Dorfbewohner hegen ihr

Freckenfelder Dampfnudeltor

als lokalgeschichtliches Kleinod. Im Jahr 1938 wurde eine Abbildung des Tores gar zum Bestandteil des Ortswappens.

Zudem erinnert alljährlich das Freckenfelder Dampfnudelfest an die wackere Bäckerfamilie Muck.

Was bei diesem Fest am besten schmeckt? Welche Frage!

das Freckenfelder Dampfnudeltor