Ulis Culinaria

Frascati

La Pupazza frascatana

Die Gemeinde im Großraum der italienischen Hauptstadt Rom hat einem der bekanntesten Weißweine des Landes, dem Frascati, den Namen gegeben. Dieser Wein, häufig als spumante (Schaumwein) ausgebaut, spielt indirekt auch eine Rolle bei einer lokalen Bäckerei-Spezialität, der

Pupazza frascatana.

Weizenmehl, Hefe, Olivenöl und Honig sind die Zutaten für einen einfachen Teig, der mit Orangenabrieb aromatisiert wird. Hieraus wird eine flache weibliche Frauenfigur, die pupazza (Püppchen) geformt. Die Dame weist die Besonderheit auf, drei Brüste zu haben. Die weibliche Brust heißt auf italienisch seno, deshalb nennt man das Gebäck auch pupazza a tre seni.

Villa Aldobrandini

Den Grund für diese anatomische Kuriosität erklärt eine Legende so:

Während die Mütter von kleinen Kindern in der Weinlese arbeiteten, wurden sie häufig von Ammen vertreten. Hin und wieder befand sich unter den Kleinen auch mal eins, das sich durch das leihweise Stillen nicht zum Stillhalten und Einschlafen bewegen ließ. 

Dann soll sich manche mammana eine dritte, aus Stoff nachgemachte Brust zwischen die beiden eigenen geklemmt haben, die aber anstatt mit Milch mit verdünntem Frascati getränkt war. Also zwei milchspendende natürliche seni für die ruhigeren Säuglinge und einen dritten, alkoholhaltigen seno für den kleinen Schreihals –

der anschließend wohl ziemlich gut geschlafen haben dürfte.

Bei der Ausgestaltung der pupazze, die man seit der ersten Hälfte des 20.Jhs. in Frascati backt, lassen die Bäcker ihrer Phantasie freien Lauf. Auch in der Zusammensetzung des Teiges gibt es feine Unterschiede. Gemeinsames Merkmal ist, neben den drei Brüsten, die Darstellung von Augen und Mund durch drei Gerstenkörner.

Gebäck in Form menschlicher Gestalten gibt es in vielen Ländern. Die Pupazza aus Frascati dürfte allerdings einzigartig sein. Dies wurde sogar ministeriell mit der Anerkennung als →PAT gewürdigt.