Ulis Culinaria

Fontenay-sous-Bois

Mehr als dreißig französische Ortschaf-ten tragen den Namen Fontenay bzw. Fontenai, was immer auf eine Ansied-lung in der Nähe von lebensspendenden Wasserquellen hindeutet. Das gilt auch für Fontenay-sous-Bois, auf der Was-serscheide zwischen den Zuflüssen von Seine und Marne gelegen, wenige Kilo-meter südöstlich von Paris im Départe-ment Val-de-Marne. Die Namenszusät-ze, mit denen sich die Orte unterschei-den, sind oft eine nähere geografische Angabe. Sous-Bois bezieht sich auf den angrenzenden Bois de Vincennes, den Wald von Vincennes, der heute ein wichtiges Naherholungsgebiet für die Bewohner von Paris darstellt.

La Belle de Fontenay

Die fruchtbaren Ländereien in der Re-gion Île-de-France galten schon immer als Gemüsegarten der französischen Hauptstadtregion. Auf einem Acker bei Fontenay entdeckte man gegen Ende des 19.Jhs. eine per Zufall entstandene Kartoffelsorte, die sich durch sehr frühe Reife, festes Fleisch und intensiven Geschmack auszeichnet. Die seitdem als Belle de Fontenay kultivierte pomme de terre spielt wirtschaftlich unter den Tausenden Sorten des Solanum tubero-sum nur eine untergeordnete Rolle, da ihre Knollen recht krankheitsanfällig und wenig lagerfähig sind. In Fontenay selbst ist der Kartoffelanbau inzwischen längst der wachsenden städtischen Bebauung gewichen. Aber z.B. nur etwas weiter im Süden, im Départemen Loiret, erhielt die landwirtschaftliche Kooperative von Chécy im Jahr 1967 das →Label Rouge für ihre Belle de Fonte-nay, als zweites pflanzliches Lebens-mittel nach dem ail rose aus →Lautrec.

La Belle de Fontenay

Ihr außergewöhnlicher Geschmack und die festkochende Eigenschaft (z.B. für Salate und als pommes frites) sichern ihr ein Nischendasein in verschiedenen Gegenden Frankreichs. Nach ihrem mutmaßlichen Entdecker findet man sie auch unter dem Namen Hénaut oder Hainault auf Märkten. Oder sie wird als boulangère (Bäcker-Kartoffel) angeboten, da man sie früher gerne in der morgendlichen Restwärme des Bäckereiofens gar werden ließ.