Ulis Culinaria

Favignana

Favignana ist der Hauptort der gleichnamigen Insel, die zu den Isole Egadi, dem Ägadischen Archipel vor der Westspitze Siziliens gehört.

la Mattanza

archaischer Fischfang

Eine alte, wohl schon in der Antike von nordafrikanischen Fischern übernommene und bis heute von sizilianischen und sardischen Fischern praktizierte Fangmethode für Thunnus thynnus, den Roten Thunfisch, ist die mattanza. Die Schwärme des tonno rosso, die jedes Jahr im Frühling zum Laichen ins Mittelmeer strömen, werden in ein ausgeklügeltes System aus Netzen und Reusen getrieben. Am Ende landen sie in der camera del morte, der Kammer des Todes, die von einem Bootsviereck umschlossen ist.

schematische Darstellung des Mattanza-Systems
in der camera del morte

Mit Haken ziehen die Fischer die Thunfische ins Boot, wobei sich das Wasser blutrot färbt: Mattanza heißt auf deutsch Schlachtung. Die von den Fischern hierbei angestimmten lautstarken Gesänge haben ebenfalls nordafrikanischen Ursprung. Ein Teil des Fangs wird direkt anschließend auf dem Markt als Frischware verkauft.

Thunnus thynnus

Der Großteil aber kommt über eine Versteigerung in die Fischfabriken, wo er zu der Konserve in Öl oder im eigenen Saft wird, wie man sie weltweit kennt. In den Ruinen einer ehemaligen tonnara (Thunfischfabrik) am Hafen von Favignana wurde inzwischen ein Museum eingerichtet, in dem man Geschichte und Methode der Mattanza anschaulich präsentiert bekommt.

Tonnara-Museum Favignana

Tonno Rosso di Mattanza di Favignana

Heute wird die Mattanza in nur noch wenigen Fischereihäfen angewandt. Vor allem große internationale Fangflotten, die mit gigantischen Schleppnetzen die Thunfischbestände überfischen (der ungenutzte sog. Beifang anderer Meerestiere sowie schwere Beschädigung des Meeresbodens kommen noch hinzu!), machen die traditionelle Methode unrentabel, auch wenn sie für zahlende Touristen zum Schauspiel geworden ist. Lange Zeit von Tierschützern als barbarisch kritisiert, wird die Mattanza heute wieder als nachhaltige Fangtechnik anerkannt, da sie weder die Gefahr der Überfischung noch der Zerstörung des Meeresbodens mit sich bringt, wie das bei der Schleppnetzfischerei der Fall ist. Zudem werden nur Thunfische mit einem Mindestgewicht von 100kg gefangen, die für den Erhalt der Bestände sorgenden Jungtiere bleiben verschont.

In Favignana wird auch deshalb nach wie vor per Mattanza gefangener Fisch verarbeitet und als Tonno Rosso (di Mattanza) di Favignana in Dosen oder Gläsern verkauft.

Bottarga

Bottarga di tonno

Eine besondere Spezialität ist die bottarga. So wird der gesalzene und getrocknete Rogen des tonno genannt, der zu feinen Vorspeisen serviert oder, in dünne Scheibchen geschnitten und mit ein paar Tropfen feinen Olivenöls beträufelt, zu einem trockenen Weißwein genossen wird. Oder man hobelt bzw. reibt ihn, wie parmigiano, über frische pasta. Auch eine pizza frutti di mare wird durch Bottarga veredelt.

Unter ähnlichen Namen und auch oft aus dem Rogen der Meeräsche (Mugil cephalus, it. muggine) oder, im Landesinneren, aus dem von Süßwasserfischen hergestellt kennt man die Delikatesse im ganzen Mittelmeerraum (→Martigues). Die italienische Kunst der Bottarga (→Marzamemi) ist als PAT anerkannt.

Bottarga auf Spaghetti
Bottarga di muggine